Der etwas andere Sommer

Juli und August lassen Freibäder, Einzelhandel und Biergärten im Regen stehen. Es gibt aber auch Gewinner der nass-kalten Saison.

Düsseldorf. Die schlechte Nachricht zuerst: Wer noch einen Funken Hoffnung hat, dass der Sommer endlich zum Sommer wird, der wird wohl enttäuscht. Denn laut Deutschem Wetterdienst ist auch in den nächsten Tagen keine Besserung in Sicht.

Wer kann, packt deswegen schnell die Koffer. „Seit Beginn der Sommerferien sind die Zahlen der Last-Minute-Bucher nach oben geschnellt“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband. Deutlich mehr als in anderen Jahren zur Ferienzeit. „Wir gehen davon aus, dass es am Wetter liegt.“ Allerdings: Wer auf den letzten Drücker noch in die Sonne will, muss flexibel sein.

Flüge und Hotels für die aktuellen Trendziele Spanien, Griechenland und Türkei sind schwer zu bekommen. Es hilft, von Flughäfen in Bundesländern zu starten, in denen die Sommerferien bereits zu Ende gehen. Die Gewinner des Regen-Sommers heißen Ägypten und Tunesien. Von den Frühbuchern wegen der politischen Ereignisse verschmäht, locken diese Länder die Last-Minute-Urlauber mit guten Preisen.

Klarer Verlierer: die Freibäder. In einem normalen Sommer kommt etwa das Remscheider Freibad Eschbachtal auf mehr als 20 000 Gäste, sagt Sportamtsleiter Bernd Fiedler. Bisher sind knapp 10 000 Gäste gekommen. Noch ist die Existenz des Bades gesichert, bei weiteren Sommern dieser Art würde aber die Schließung diskutiert, sagt Fiedler.

Ebenfalls Einbußen verzeichnet die Außengastronomie. „Bis Juni hatten wir ein Spitzenjahr“, sagt Marc-Oliver Huhnholz vom Deutschen Brauer-Bund und verweist auf den warmen Frühling. In NRW wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 12 127 000 Hektoliter Bier verkauft. Das sind 57 000 Hektoliter mehr als im Vorjahreszeitraum. „Aber der Sommer läuft sehr schlecht. Wer hat schon Lust, in den Biergarten zu gehen?“

Auch der Einzelhandel stöhnt. „Ein Großteil der Sommerware ist liegengeblieben“, sagt Waltraud Loose vom Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverband. „Die Kunden interessieren sich mehr für die Herbstartikel.“

Über regen Zulauf freuen sich dagegen Museen und vor allem Kinos. „Das ist der beste Sommer, den wir je erlebt haben“, sagt Kalle Schmitz, der in Düsseldorf mehrere Filmkunstkinos betreibt.

Auch der Movie Park in Bottrop kann sich nicht beschweren. „Wenn es durchgehend richtig heiß ist, haben wir weniger Besucher“, sagt Sprecherin Antje Kurz-Möller. „Aber so Tage wie zurzeit, bedeckt, aber mild, sind optimal.“ Ähnlich geht es den Zoos in Krefeld und Wuppertal.

Zum Schluss die gute Nachricht: Was der Sommer verbockt hat, könnte der Herbst wettmachen. „Die Natur gleicht sich aus“, sagt Meteorologe Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst. Die Chancen auf einen goldenen Herbst stehen also gut.