Der Grundstein für das Berliner Schloss wird gelegt
Berlin (dpa) - Es hätte schlimmer kommen können für Berlin. Ein Hotel, ein Einkaufszentrum oder ein Parkhaus gehörten zu den Planspielen für jenen Ort, auf dem am kommenden Mittwoch (12. Juni) der Grundstein für das wiederaufzubauende Hohenzollern-Schloss gelegt wird.
Die Brache, die nach dem Abriss des DDR-Palastes der Republik entstand, beflügelte die Fantasie von Politikern und Architekten. Um keinen anderen Ort in der deutschen Hauptstadt wurde in den vergangenen Jahren derart heftig gestritten.
„Der Bau des Berliner Schlosses ist im Gang und unverrückbare Wirklichkeit“, sagte Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) Anfang dieser Woche bei einer Besichtigung der Vorarbeiten. Lange war es ungewiss, ob sich der Bundestagsbeschluss halten lässt, mit dem sogenannten Humboldtforum im Schloss einen Ausstellungsort der Weltkulturen zu schaffen. Zur Grundsteinlegung gibt Bundespräsident Joachim Gauck dem Projekt am Mittwoch seine Weihe. Die Eröffnung ist für 2019 geplant.
Vor allem war die Finanzierung des laut Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) „größten Kulturbauvorhabens in Deutschland“ unsicher. Der Bundestag hat eine Kostenobergrenze von 590 Millionen Euro festgesetzt, 32 Millionen Euro übernimmt das Land Berlin, 478 Millionen Euro der Bund - Preissteigerungen nicht eingeschlossen. Ein Verein will 80 Millionen Euro durch Spenden einsammeln - fast so viel wie für die Dresdner Frauenkirche zusammenkamen. Bisher sind 26 Millionen Euro erreicht, dazu zählen bereits erbrachte Leistungen, etwa für die Rekonstruktion der Barockfassade. Ein anonymer Spender trägt dazu bei, dass das Schloss auch eine Kuppel bekommt.
Der Widerstand gegen ein neues Schloss, dessen Vorgänger-Kriegsruine die DDR 1950 als Symbol Preußens sprengte, war beträchtlich. Zu teuer, zu bombastisch lauten die Vorbehalte. Mit der Hohenzollern-Residenz wolle sich das wiedervereinigte Deutschland ein Betondenkmal setzten, argumentieren Kritiker. Sie sehen das Projekt als schlechten Witz der Geschichte. Und dann noch das viele Geld in Zeiten von Arbeitslosigkeit und Krise.
Befürworter sehen den Prachtbau dagegen als krönenden Abschluss für die Straße Unter den Linden, an der sich auch andere, teils nach dem Krieg wiedererrichtete preußische Bauten reihen, etwa die Staatsoper, die Humboldt Universität und die Stadtkommandantur.
Seit Monaten sind Bagger am Werk, die einstigen Fundamente des Schlosses wurden freigeschaufelt, eine neue Betonplatte gelegt, von einer Infobox können Besucher auf die Baustelle blicken. Daneben wird bereits an der U-Bahnlinie zwischen dem Hauptbahnhof und dem Alexanderplatz gebaut.
Die Wahl des italienischen Architekten Franco Stella, der die Erwartungen auf einen großen Entwurf enttäuschte und sich fast haargenau an die Wettbewerbsvorgaben hielt, erhitzt nun nicht mehr die Gemüter. Stella baut drei Barockfassaden originalgetreu nach, die Ostfassade zur Spree entsteht als moderner Rasterbau. Er überzeugte die Jury mit einem sogenannten Schlossforum, eine Nord-Südpassage, mit der ein neuer Stadtraum entstehen soll. Nach einem juristischen Geplänkel, bei dem es um Stellas Eignung für das Projekt ging, übernahm das renommierte Architekturbüro Hilmer, Sattler, Albrecht Aufsicht und Planung des Baus.
Das Barockschloss soll ein Ort der Selbstfindung werden und die Frage beantworten, welchen Platz Deutschland im 21. Jahrhundert einnimmt. So sehen es die Verantwortlichen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die die inhaltliche Federführung hat.
Der Vorschlag des einstigen Stiftungs-Präsidenten Klaus-Dieter Lehmann, das Humboldtforum als Schaufenster der Weltkulturen zu etablieren, überzeugte Skeptiker und machte erst den Weg für das Projekt frei. Auf drei Geschossen werden die außereuropäischen Sammlungen der Berliner Museen ausgestellt, die heute in Berlin-Dahlem gezeigt werden. Die Humboldt-Universität wird Schätze aus ihren Sammlungen beisteuern, die Berliner Landesbibliothek eine Außenstelle schaffen.
Zum Projekt gehört auch die „Agora“ im Erdgeschoss, „ein vehement zeitgenössischer Ort“, wie ihn Projektleiter Martin Heller nennt. Zu den Sammlungen der Berliner Museen zu Afrika, Amerika und Asien soll die „Agora“ als Blickfang und Magnet Besucher und Flaneure in die Ausstellung locken. Und eine eigene U-Bahnstation bekommt das Schloss auch.