Der lächelnde Kardinal erhitzt die Gemüter

In Essen tobt eine hitzige Debatte um die farbenfrohe Skulptur des populären Ruhrbischofs Franz Hengsbach.

Essen. Lächelt er selig oder freundlich, wie betüdelt oder gar ein bisschen dümmlich? Seit der Enthüllung der Statue des Ruhrbistumsgründers und späteren Kardinals Franz Hengsbach (1910-1991) in der vergangenen Woche tobt in Essen eine heiße Debatte. Fast zu jeder Tageszeit stehen Essener und Gäste vor dem Kunstwerk am Dom, manche kopfschüttelnd, viele diskutierend. Von „peinlicher Karnevalsfigur“ bis zum „volksnahen Kardinal“ ist die Rede.

Die renommierte Bildhauerin Silke Rehberg hatte die Figur als Auftragswerk des Essener Domkapitels zum 100. Geburtstag Hengsbachs geschaffen. Sie ist gut zwei Meter, also überlebensgroß, aus Hartplastik und zeigt den Bischof in einem knalligen weiß-hellroten Kirchengewand mit schwarzem Bronzemantel. Das Kunstwerk wurde von der Krupp-Stiftung und dem Chemiekonzern Evonik bezahlt. Zur Enthüllung kam auch der 98 Jahre alte Ex-Krupp-Generalbevollmächtigte Berthold Beitz.

„Tja, muss man mögen“, entwich einem Bistumsmitarbeiter, als das Tuch vom Werk fiel. „Hui“, meinte eine ältere Dame nur. Der große Bistumsgründer, hochgelobt und tief verankert im Gedächtnis aller Älteren an der Ruhr — er schaut so gar nicht feierlich, sondern grinst, als hätte er im Hochsommer ein Eis mit Sahne gegessen oder auf der anderen Seite des Domplatzes gerade einen guten Bekannten gesehen. Die Augenlider leicht heruntergezogen, der Kopf etwas schräg und dann dieses Lächeln: „Wie ein Geistlicher, der leicht betüdelt die Kneipe verlässt“, mäkelt ein Essener, „Karnevalsfigur für den Rosenmontagswagen“, klagt ein verletzter Katholik.

„Lasst den bunten Bischof stehen“, erwidert dagegen ein Skulpturenfreund und weist darauf hin, dass der Vatikan schließlich auch die Sixtinische Kapelle in Michelangelos Originalfarben und damit für den heutigen Geschmack ziemlich bunt hat restaurieren lassen. Das Volksnahe des Kardinals — kommt es nicht mit der naturalistischen Darstellung perfekt zum Ausdruck, fragen die Befürworter.

„Die Farbe ist lebensbejahend und freudig“, sagt Künstlerin Rehberg, die in der Vorbereitung Hunderte Fotos Hengsbachs studiert hat. So sei der Bischof gewesen. „Er hat die gesamte Mode- und Farbpalette von Priestergewändern getragen.“