Jährlich Deutschland: 100 000 Frauen erleben Gewalt in Partnerschaft
Berlin (dpa) - Mehr als 100 000 Frauen pro Jahr werden in Deutschland Opfer von Gewalt in der Partnerschaft. Das geht aus einem veröffentlichten Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) für das Jahr 2015 hervor.
„Die Zahlen sind schockierend“, sagte Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD). Sie appellierte an die Opfer von Gewalt, ihr Schweigen zu brechen.
Der mit Abstand größte Teil der Gewalttaten gegen Frauen in Partnerschaften fällt unter die Rubrik „vorsätzliche einfache Körperverletzung“ (65 800 Fälle). Es folgen Bedrohungen, gefährliche Körperverletzungen und Stalking - sowie Mord und Totschlag in 331 Fällen.
Gewalt in Partnerschaften trifft zu 82 Prozent Frauen, im Ganzen waren es im vergangenen Jahr 104 290 weibliche Opfer. Aber auch Männer waren 23 167 Mal betroffen. Insgesamt, also Gewalt gegen Männer und Frauen zusammengezählt, wurden 2015 gut 127 000 solcher Fälle verzeichnet, seit 2012 ist die Zahl damit um 5,5 Prozent gestiegen.
Schwesig sagte dazu: „Wir brauchen diese Zahlen, denn sie helfen dabei, häusliche Gewalt sichtbar zu machen.“ Notwendig seien vor allem Maßnahmen zur Prävention. „Häusliche Gewalt gegen Frauen, gegen Männer, gegen Kinder ist keine Privatsache. Es ist eine Straftat — und sie muss entsprechend verfolgt werden“, sagte Schwesig. Aber zwei Drittel aller Frauen, die schwere Gewalt erlebten, holten keine Hilfe.
BKA-Chef Holger Münch, sprach von einem „nicht unerheblichen Dunkelfeld“. Opfer häuslicher Gewalt empfänden ihre Situation oft als ausweglos, deshalb machten sie sich nicht bemerkbar. „Schweigen nützt den Tätern“, sagte Münch. Besonders bei Trennungen entstünden Konflikte. Die größte Tätergruppe sind nach den BKA-Zahlen ehemalige Partner.
Die Ministerin und der BKA-Chef warben für das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ mit der Nummer 08000 116 016. Dort wird Betroffenen eine 24-Stunden-Beratung angeboten, kostenlos, anonym und in 15 Sprachen.
Schwesig setzte sich auch für mehr Frauenhäuser in ländlichen Regionen ein. „Ich bin mit allen Länderministerinnen im Gespräch, weil es sehr unterschiedlich läuft“, sagte die SPD-Politikerin im ZDF-„Morgenmagazin“. Sie selbst könne die Lücken auf dem Land als Bundesministerin jedoch nicht schließen. „Für diese Aufgabe sind die Städte und die Länder zuständig.“