Deutschland ist Welterbeland
Paris (dpa) - Drei neue Auszeichnungen und eine wichtige Erweiterung: Deutschland hat bei der diesjährigen Vergabe der Welterbe-Titel abgeräumt wie kaum ein anderes Land. Dass zum Ende der Expertenberatungen ein Antrag zum Werk des Stararchitekten Le Corbusier scheiterte, war nur ein kleiner Wermutstropfen.
„Wir können mehr als zufrieden sein“, kommentierten deutsche Delegationsvertreter das am Dienstag in Paris. Hintergrund der großen Freude war vor allem der erfolgreiche Welterbeantrag für fünf deutsche Buchenwälder. Dieser Nominierung waren aus „technischen Gründen“ keine großen Erfolgsaussichten eingeräumt waren. Experten hatten sich einen Gemeinschaftsantrag mit anderen osteuropäischen Staaten gewünscht. „Da hieß es ganz fest Daumen drücken“, berichteten Sitzungsteilnehmer. Geholfen habe, dass man Ländern wie Rumänien oder Bulgarien Unterstützung bei möglichen weiteren Waldanträgen zugesichert habe.
Relativ sicher waren die Anträge für das einzigartige Fagus-Werk des Architekten Walter Gropius in Niedersachsen und die historischen Pfahlbausiedlungen rund um die Alpen. Mit der Erweiterung des Welterbes „Wattenmeer“ um den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer bekam schließlich auch die Hansestadt einen Titel. „In jedem deutschen Bundesland gibt es damit eine Welterbestätte“, freute sich die Beauftragte der Kultusministerkonferenz für das Unesco-Welterbe, Birgitta Ringbeck.
Neben den deutschen Kandidaten zeichneten die Experten zahlreiche internationale Natur- und Kulturdenkmäler mit Welterbe-Titeln aus. Besonders groß war die Freude in Japan. Von dort wurde neben den Ogasawara-Inseln auch aus die buddhistische Tempelanlage Hiraizumi aus dem Erdbebengebiet auf Liste genommen. Deutsche Touristen dürften vor allem die Kulturlandschaft Sierra de Tramuntana auf der spanischen Ferieninsel Mallorca kennen.
Überschattet wurde die diesjährige Komitee-Sitzung von Thailands Ankündigung, dem Welterbeabkommen nicht mehr folgen zu wollen. Hintergrund waren heftige Diskussionen um einen Managementplan für den Tempel Preah Vihear an der Grenze zu Kambodscha. Seit der Aufnahme in die Unesco-Liste 2008 ist es immer wieder zu Schießereien an dem Tempel aus dem 11. Jahrhundert gekommen. Erst im April starben dabei 16 Menschen. Der Tempel gehört nach einem internationalen Gerichtsurteil aus dem Jahr 1962 zu Kambodscha. Thailand erhebt aber Anspruch auf das Gelände in unmittelbarer Nähe.
Optimistischer ist die Stimmung in Stuttgart, wo man auf einen Welterbetitel für zwei Häuser des französisch-schweizerischen Architekten und Stadtplaners Le Corbusiers (1887-1965) hoffte. Man werde es weiter versuchen, kündigte die Stadt an. Grund zur Hoffnung gibt es. Nach Aussagen aus Unesco-Kreisen war die Zurückweisung des Antrags schon ein kleiner Erfolg. Die Experten hätten auch nur wenige Häuser des Architekten in Frankreich auf die Welterbeliste setzen können - oder den Antrag unwiderruflich abweisen können.