Handtuchkrieg: Briten rüsten auf

Das Empire schlägt zurück — mit extragroßem Flausch am Pool.

London. Es ist sicher kein Krieg, der es je in die Geschichtsbücher schafft, nichtsdestotrotz ist die Lage sehr, sehr ernst: Der Handtuchkrieg zwischen Briten und Deutschen geht in diesem Sommer möglicherweise in die entscheidende Runde. Seid gewarnt, Teutonen! Bei der Schlacht um Pool-Liegen am Mittelmeer rüsten Touristen von der Insel jetzt mit XXL-Badelaken auf.

Die Tradition will es so, dass der Deutsche im Urlaub effizient vorgeht: Morgens um sechs Uhr wird der Liegestuhl mit dem besten Sonneneinfallswinkel per Handtuch reserviert. Es folgt ein ausführliches Frühstück, dann deckt man sich mit einer deutschen Tageszeitung ein. Wenn die Mittagshitze vorbei ist, schmeißt der Teutone seine Sandalen in die Ecke und marschiert in enger Polyester-Badehose zu „seiner“ Liege.

Deutlich entspanntere Briten schauen bei diesem Manöver regelmäßig in die Röhre — wenn sie um 11 Uhr aus dem Bett klettern, sind zwar alle Liegen reserviert, aber längst nicht belegt. Wie sehr sie diese Niederlage nervt, zeigt die Zahl der Witze, die hierzu in England kursiert. Im Jahr 2011 sind die Angelsachsen nun ihre Underdog-Rolle Leid — und greifen am Strand mit Monsterhandtüchern an.

Um zehn Prozent ist der Absatz von XXL-Badelaken zuletzt gestiegen. „Sie nehmen drei Mal so viel Platz weg wie ein herkömmliches Handtuch“, frohlockt eine Sprecherin des Kaufhauses Debenhams, „da hat jemand klassische Kriegsstrategie studiert und eine neue Besatzungstaktik entwickelt.“ Sie glaubt bereits, dass ein „Rüstungswettlauf der Badelaken-Industrie bevorsteht.“

Dabei können Teutonen diese Provokation getrost ignorieren: Nach einem Tag an der Sonne ziehen sich die angelsächsischen Angreifer ohnehin wieder auf den Barhocker zurück. Dort fällt ihr krebsroter Sonnenbrand nicht so auf — und sie treffen Verbündete, die sie trösten: „Besser die Teutonen erobern die Liegestühle als halb Europa.“ Reisen erweitert den Horizont? Auf jeden Fall. Aber viel schöner wird’s, wenn wir unsere Vorurteile pflegen!