Deutschlands Köche schielen auf die Sterne
Am Mittwoch wird die begehrte Auszeichnung des Guide Michelin wieder vergeben.
Düsseldorf/Karlsruhe. „Einen Stern zu bekommen, ist wie Geburtstag, Weihnachten und Silvester an einem Tag.“ Dieses Gefühl will Bernhard Zepf, Inhaber des Restaurants „Erbprinz“ in Ettlingen bei Karlsruhe, in den nächsten Tagen wieder erleben. Gemeinsam mit vielen anderen Restaurantbesitzern und Köchen wartet er auf den in Karlsruhe verlegten Michelin-Führer, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wird. Die Gaumen der Tester entscheiden, wohin die Feinschmecker-Gemeinde zieht.
Die Bedeutung eines Sterns ist allgemein anerkannt: Er lockt nicht nur Neugierige und Feinschmecker in die Gaststube, er bringt auch fähige Mitarbeiter in die Küche. Gleichzeitig steigen Stress und Verantwortung.
Aus dieser Tretmühle hat sich Benjamin Breitenbach verabschiedet. Sein Sterne-Haus in Stuttgart hat er gegen das „Restaurant Knote“ in Sindelfingen eingetauscht mit gut schwäbischer Küche. Als frischgebackener Vater wollte er kürzertreten. „Es ist ein Trugschluss, dass man als Sternekoch gut verdient“, erzählt er. Wenn rund 20 Köche für 18 Gäste kochen, könne sich das nicht rechnen.
Den Stress will sich Peter Nöthel vom Düsseldorfer „Hummerstübchen“, ein Stern im Michelin, nicht mehr antun. Ende Dezember schließt er sein Gourmetrestaurant und will zwei Monate später mit abgespecktem Konzept wieder öffnen. Dann heißt der Laden „Nöthels“, statt Sterneküche gibt es unverkrampft Bodenständiges — und keine Jagd mehr auf die Sterne. ost/dpa