Devid Striesow: „Bei mir bleibt der Fernseher aus“

Devid Striesow spricht über seinen aktuellen Film „Sputnik“, Anti-Helden und die Arbeit mit Kindern.

Halle. Devid Striesow ist einem Millionenpublikum als „Tatort“-Kommissar Jens Stellbrink aus dem Saarland bekannt. Seit Donnerstag ist der 40-Jährige in dem Kinderfilm „Sputnik“ im Kino zu sehen — auch als Polizist, in der DDR des Jahres 1989.

Herr Striesow, in „Sputnik“ spielen Sie den Volkspolizisten Mauder. Was hat Sie an der Rolle gereizt?

Devid Striesow: Mauder ist in der Dramaturgie des Films die böse Gegenfigur zur Heldin, der zehnjährigen Rike (Flora Li Thiemann). Wie ich bei der Vorpremiere erleben konnte, sind Kinder fasziniert von dieser zwielichtigen Gestalt. Einerseits fasziniert sie das Böse daran, auf der anderen Seite sind sie auch fasziniert von der Figur Mauder. Das war für mich auch der ausschlaggebende Punkt, für die Rolle zuzusagen. Es ist wunderbar, mit Kindern zu spielen, und es ist ganz toll, für Kinder zu spielen, das ist ein ganz tolles Publikum.

Spielen Sie gern Böse?

Striesow: Man hat ein großes Spektrum, wenn man solche Figuren spielt. Man verkörpert nicht nur jemanden, der augenscheinlich der böse Widerpart ist, sondern man spielt eine tragische Figur, im Prinzip einsame Menschen. Der Held ist immer lieb und funktioniert gut und ist sympathisch. Der andere ist unsympathisch, aber er hat diese verdammte Faszination für das Publikum — wie beim Rollenspiel zwischen Faust und Mephisto.

Sie spielen in dem neuen Film mit und für Kinder. Geht das deutsche Fernsehen genügend auf die Bedürfnisse der Kinder ein?

Striesow: Ich guck’ nicht so viel Fernsehen. Ich sehe mir DVDs von Filmen an, die mich interessieren. Wenn ich Zeit hab’, dann gehe ich mit meinen Kindern ins Kino und gucke Animationsfilme, weil ich da Fan bin und unheimlichen Spaß daran habe — und die Kinder sich dann automatisch mitfreuen. Ich möchte auch grundsätzlich bei meinen Kindern unterbinden, dass da so eine Fernsehkultur bei uns aufkommt. Deshalb ist der Fernseher bei uns im Prinzip immer aus.

Und wie kommt das beim Nachwuchs an?

Striesow: Es ist ein Trend. Was ich von meinem großen Sohn (15) weiß: Niemand von denen in seinem Alter guckt mehr Fernsehen. Da geht es nur noch übers Internet, da werden Filme runtergeladen und angeschaut auf mittlerweile legitimen Plattformen.

Sie engagieren sich im Kinderhospizdienst Saarland. Können Sie sich dabei auch als Künstler einbringen?

Striesow: Ausgangspunkt für das Thema Hospiz waren für mich die Dreharbeiten für den Film „Blaubeerblau“, die mich sensibilisiert haben für dieses Thema. Wir werden diesen Film am 18. November in Saarbrücken vorführen — vor einer hoffentlich größeren Anzahl von Menschen — und im Anschluss darüber sprechen. Das ist die Art und Weise, wie ich unmittelbar einwirken kann.

Erreicht die Hospiz-Bewegung durch Ihr Engagement mehr Menschen?

Striesow: Der Tod scheint immer etwas weit von der eigenen Haustür entfernt. Kinderhospiz ist die verschärfte Version, weil man mit Kindern überhaupt nicht das Sterben in Verbindung bringt. Es gibt dort im Saarland, wo ich mich engagiere, 120 Fälle von Kindern, die teilweise zu Hause betreut werden. Im Gegensatz zu Erwachsenen, die wenige Wochen bis zu ihrem Tod in einem Hospiz sein können, bedeutet es für Kinder manchmal Jahre, die sie betreut werden müssen. Auch darauf will ich aufmerksam machen, was das für die Kinder und Eltern alles bedeutet.