Die Bewunderung der Katze im Internet

Katzen bevölkern das Internet und begeistern Millionen. Mit den Tieren wird ähnlich umgegangen wie mit menschlichem Nachwuchs.

Berlin. Eigentlich macht er nichts: Maru, ein etwas dicklicher Kater aus Japan, liegt auf dem Rücken, wedelt mit dem Schwanz und döst. Nicht viel los mit ihm. Dennoch haben mehr als 1,7 Millionen Menschen das knapp 50 Sekunden lange, private Video angeschaut. Gefallen hat es mehr als 11 000, kommentiert haben es fast 2000 Menschen. Der Tenor der meisten Einträge: „Oh, ist der süß“ und „Ich liebe Maru“. Wenn der Kater mit ordentlich Anlauf in viel zu kleine Kartons springt, können die Klickzahlen über vier Millionen steigen.

Maru ist nur ein Beispiel von vielen. Denn Katzen bevölkern das Internet. In Videos, Fotos oder Fotomontagen kuscheln sie mit Hunden, trinken aus Waschbecken, schwimmen in Badewannen oder tapsen auf dem Klavier herum. Wer bei YouTube, Facebook oder Twitter unterwegs ist, kommt um so genannten „Cat Content“ (etwa: „Inhalte mit Katzen“) nur schwer herum. Kleine Filmchen und Bilder von Katzen werden millionenfach geklickt, angeschaut, kommentiert und weiterverschickt.

Frank Schwab, Medienpsychologe

„Wir finden Katzen ähnlich gut wie Süßigkeiten“, sagt der Medienpsychologe Frank Schwab von der Uni Würzburg. „Das liegt in unserer Spezies.“ Die Tiere parasitierten unsere menschlichen Brutpflegemechanismen: „Sie nutzen die Reize, auf die wir ansprechen, wenn wir Kinder aufziehen. Die Leute stellen ja auch andauernd Bilder von ihren Kindern online, und zeigen sie jedem — ob er will oder nicht“, sagt Schwab. „Katzen werden ganz ähnlich behandelt, das dockt an die gleichen Mechanismen an.“ Das Phänomen werde zudem bedingt durch die Art der Nutzung, — Filme und Fotos können in Häppchen gesehen werden.

„Man kann das zur Stimmungsaufhellung machen, das nennt man in der Psychologie Mood Management“, sagt Schwab. „Wenn man merkt, das hebt meine Stimmung, macht man es immer wieder — schon hat man eine Gewohnheit etabliert.“ Wer das Video oder Bild sieht, leitet es oft weiter: „Das breitet sich exponentiell aus, und irgendwann sind alle mit Katzenvideos überflutet.“

Für manche ist der „cat content“ nicht nur Freizeitvergnügen, sondern auch eine lukrative Einnahmequelle geworden. Von „Grumpy Cat“, einer stets mürrisch dreinblickenden Katze, kann man T-Shirts, Tassen, Schlüsselanhänger und Handy-Hüllen kaufen, ein Buch über sie ist bereits erschienen, ein Film soll ebenfalls bald folgen.