Musiker Peter Maffay hilft traumatisierten Kindern

Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass der Musiker Peter Maffay aus Siebenbürgen ausgewandert ist. Nun will er dort traumatisierten Kindern helfen — und rührt die Werbetrommel.

Roades/Radeln. Der Mann mit vielen Tattoos auf den muskulösen, braungebrannten Armen hat etwas von einem Cowboy, wenn er in der Augusthitze durch die Gassen von Roades (Radeln) stapft. „Domnu’ Peter“, rufen die Roma-Kinder, sobald er auftaucht.

„Herr Peter“ ist Peter Maffay (63), Sänger aus dem fernen Deutschland. Dass er rumänische Wurzeln hat, ist einer der Gründe dafür, dass er hier traumatisierten Kindern helfen und zugleich in dem bitterarmen Dorf Entwicklungshilfe leisten will.

Kinder aus aller Welt sollen hier mit ihren Therapeuten kostenlos Ferien machen und dabei überwinden, was sie bedrückt: Gewalt, Drogensucht oder gar sexueller Missbrauch im Elternhaus.

Das Ferienheim in Roades wurde 2011 fertiggestellt — doch die Hauptattraktion steht erst jetzt: der Erlebnisbauernhof. Hier sollen die Kinder auf Ponys reiten, Kaninchen streicheln und etwas über Ökologie erfahren.

Im Umgang mit den Tieren sollen die Kinder lernen, was sie zu Hause nicht erleben, nämlich Respekt. „Keine Kuh lässt sich melken ohne Respekt. Wenn man sie tritt, gibt sie keine Milch. Viele dieser Kinder sind getreten worden“, sagt Maffay.

Roades liegt in einem idyllischen, sattgrünen Tal. Errichtet wurde das Dorf vor mehr als 500 Jahren von Maffays Vorfahren, den Siebenbürger Sachsen, die den Ort Radeln nannten.

Das Ferienheim schmiegt sich an eine urige Kirchenburg aus dem 15. Jahrhundert. Heute leben hier vorwiegend Roma — kümmerlich, von Landwirtschaft. Wegen der Dürre müssen sie oft ihre Tiere notschlachten. Das soll sich nun auf Druck von Maffay ändern: Die Genehmigungen für den Bau von Wasserleitungen liegen vor, ebenso für die Asphaltierung der drei Kilometer langen holprigen Zufahrtstraße. 2,5 Millionen Euro hat Maffays Stiftung bereits in Roades investiert, bis Ende 2014 sollen es vier Millionen Euro werden. Die BayWa-Stiftung, die nachhaltige Bildungsprojekte fördert, engagierte sich bisher mit 400 000 Euro und will in den komemnden fünf Jahren etwa 700 000 Euro in das Projekt stecken.

Über seine in Rumänien registrierte Stiftung Tabaluga hat Maffay in Roades ein Dutzend Häuser gekauft und renoviert. Darin hat er eine Arztpraxis, eine Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliches Gerät und eine Schreinerei untergebracht. Ziel ist es, das Handwerk in der Region zu neuem Aufschwung zu bringen. Genau 50 Jahre ist es her, dass Maffay, wie die meisten Rumäniendeutschen aus dem damals stalinistisch regierten Rumänien, auswanderte.

Jahrzehntelang wollte er nichts von seinem Heimatland wissen. Erst vor fünf Jahren reiste er erstmals wieder dorthin. „Das Komische war, dass ich das gut gefunden habe“, sagt er. „Man spürt, wo man herkommt.“ Und Maffay blieb hängen. Um sein Kinderprojekt zu fördern, hat er die nach Deutschland ausgewanderten Siebenbürger Sachsen um Hilfe gebeten, zu denen er bis dahin auf Distanz gegangen war.

Maffay sieht sich als Weltbürger. „Ich fühle mich ein bisschen staatenlos“ — so nennt er es. Ein „Staatenloser“, der jetzt ein kleines Maffay-Land bauen will.