Die Manöver des Costa-Kapitäns

Francesco Schettino gibt vor Gericht erneut anderen eine Mitschuld.

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Grosseto. Francesco Schettino war nie um eigenwillige Erklärungen verlegen. Dass die Costa Concordia mit mehr als 4200 Menschen an Bord havarierte: Schuld der Offiziere. Dass er so früh von Bord ging und die Evakuierung im Chaos endete: Schuld war die Neigung des Kreuzfahrtschiffes, durch die er in ein Rettungsboot „gerutscht“ sei.

Auch am Dienstag, als er knapp drei Jahre nach der Katastrophe erstmals vor Gericht aussagte, wählte der damalige Costa-Kapitän bemerkenswerte Worte: Dass die Costa in jener kalten Januarnacht so gefährlich nahe an die italienische Insel Giglio fuhr, habe mehrere Gründe gehabt. Erstens habe das Manöver, bei dem das Schiff die Insel „grüßt“ und die Passagiere Land sehen können, kommerzielle Gründe gehabt. Zweitens habe er einem Schiffskellner, der von Giglio stammt, einen Gefallen tun wollen und drittens habe er einem befreundeten Kapitän von Giglio die Ehre erweisen können. Das Manöver endete für 32 Menschen tödlich, als die Costa einen Felsen rammte und kenterte.

Mit Spannung war der Auftritt des Kapitäns erwartet worden, der seit Juli 2013 wegen fahrlässiger Tötung vor dem Gericht im toskanischen Grosseto steht. Im grauen Anzug und mit Sonnenbrille fuhr der Süditaliener im Teatro Moderno vor, das extra für den Prozess hergerichtet wurde.

Kein Wunder, ist er doch das Gesicht der Katastrophe, bei der auch zwölf Deutsche starben. Außer ihm steht niemand vor Gericht. Wen also verantwortlich machen in dem Mammut-Verfahren? Schettino drohen bei einer Verurteilung mehr als 20 Jahre Haft.

Die Reederei Costa Crociere habe nichts von dem Manöver gewusst, als Kapitän habe er die Reederei nicht informieren müssen, sagte Schettino. Er räumte ein, dass jemand die Verantwortung von dem indonesischen Rudergänger übernehmen hätte sollen. Er habe das Problem nicht realisiert, weil ihm nicht klar gewesen sei, wie nahe die Costa an der Insel sei. Alles in allem habe „eine Dummheit“ zu der Kata- strophe geführt. Ein Urteil könnte bereits im Januar fallen.