Die neue Seidenstraße führt tief ins Ruhrgebiet
Dreimal in der Woche fahren Güterzüge von Chongqing in Zentralchina nach Duisburg. Eine Tour dauert 16 Tage.
Duisburg. Völlig unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat die Transsibirische Eisenbahn Konkurrenz bekommen — und zwar aus Duisburg. Schon seit Sommer 2011 startet im chinesischen Chongqing — in der zentralasiatischen Stadt leben mehr als 30 Millionen Einwohner — dreimal die Woche ein Güterzug mit dem Ziel Duisburger Hafen. 16 Tage benötigt der „Yuxinou“-Zug, der eine Ladekapazität von 41 bis 50 Vierzig-Fuß-Containern hat, um eine Strecke von 10 000 Kilometern zurückzulegen.
Dabei durchfährt die Bahn China, Kasachstan, Russland, Weißrussland, Polen und Deutschland. „Der Zug ist doppelt so schnell wie der Transport auf dem Seeweg, aber nur halb so teuer wie die Luftfracht“, sagt Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG.
Wie viel der Transport genau kostet, lässt sich laut dem Sprecher der Duisburger Hafen-AG nicht sagen. „Die Kosten hängen von bestimmten Faktoren wie z.B. Transport im Rahmen eines Ganzzuges oder von Zusatzleistungen wie etwa Containerbestellung, unter denen der Kunde auswählen kann, ab“, so Sprecher Julian Böcker.
Die Verbindung ist zumindest so lukrativ und wirtschaftlich relevant, dass am Samstag der chinesische Staatspräsident Xi Jinping (Foto: dpa) gemeinsam mit Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) dem Endhaltepunkt im Duisburger Innenhafen — der größte Binnenhafen in Europa — einen Besuch abstattet. Zudem ist Nordrhein-Westfalen auch das Zentrum der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Mehr als ein Viertel aller deutschen Importe aus China gingen laut Düsseldorfer Staatskanzlei 2013 in das Bundesland.
Nordrhein-Westfalen exportiert in die Volksrepublik vor allem Maschinen, chemische Erzeugnisse, elektrische Ausrüstungen, Autos und Metalle. Auch der Frachtzug aus Zentral-China hat unter anderem Container mit elektronischen Geräten wie Laptops, Baustoffe und Textilien geladen. Die Verbindung werde übrigens auch schon als die neue Seidenstraße bezeichnet. Auch für die Sicherheit ist gesorgt. Jeder Container wird während der Fahrt mittels GPS überwacht.
Wenn die Ware nach ihrer langen Reise im Duisburger Hafen angekommen ist, wird sie von dort in die weite Welt verschifft. „Der Hafen rückt dadurch noch stärker in den Blickpunkt der globalen Lieferketten und stärkt Duisburg als führenden Logistikstandort“, freut sich der Chef des Hafens, Staake, über den Erfolg der Verbindung.