Ausstellung zur Esskultur: So isst Deutschland
Das Haus der Geschichte in Bonn zeigt, was und wie Deutschland in den vergangenen 60 Jahren gegessen hat.
Bonn. Kohlroulade und Currywurst schmecken den Deutschen noch immer. Käse-Igel und Toast Hawaii, Renner in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, sind dagegen eher in Vergessenheit geraten. Auch die Bowle, die bei keinem Fest fehlen durfte, hat ihre besten Zeiten hinter sich. Gefragt sind heute Sushi, Tapas und Caipirinha. Auf den Hunger der Nachkriegsjahre folgte die Zeit des Überangebotes. In Zeiten des Reisens und der Globalisierung ist der Speiseplan der Deutschen multikulturell geworden. Die Ausstellung „Is(s) was?! Essen und Trinken in Deutschland“ im Bonner Haus der Geschichte zeigt, wie sich Essen und Essenskultur im Lauf von 60 Jahren entwickelt haben.
Auf der Reise durch die jüngere Kulturgeschichte des Essens und Trinkens erfährt der Besucher von der Lust und von der Last des Essens. Ganz sicher in die Abteilung Lust gehört die Menü-Installation der Künstlerin Pia Maria Martin. Auf einen langen großfamiliengerechten Esstisch projiziert sie die verschiedenen Gänge eines Festmenüs.
Im Raum davor wird unter anderem das Projekt des Sternekochs Johann Lafer vorgestellt, mit dem er beweisen will, dass auch in Schulküchen hohe Standards möglich sind. Dort erläutert auch Deutschlands erster Fernsehkoch, Clemens Wilmenrod, im Video, wie der angeblich von ihm erfundene Toast-Hawaii perfekt zubereitet wird.
Eine Zeitleiste dokumentiert anschaulich die regelmäßige Wiederkehr von Lebensmittelskandalen. Ein Thema, das eindeutig in die Abteilung Last mit dem Essen fällt. Ob Rind, Schwein, Huhn, Fisch, Ei oder Sprosse: Kaum ein Produkt ist bisher verschont geblieben.
Dokumentiert wird in der Schau auch die Umbenennung des Landwirtschaftsministeriums als Reaktion auf die Skandale. Die ursprüngliche Bezeichnung lautete zwischen 1949 und 2001 „Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten“. Vor dem Hintergrund des BSE-Skandals wurde auf Betreiben der damaligen Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) der Begriff Verbraucherschutz aufgenommen. Forsten fiel weg.
Viele Menschen richten ihre Entscheidung für ihre Ernährungsweise nach gesundheitlichen, ethischen und ökologischen Kriterien aus. Für die Mehrheit aber ist der Preis entscheidend. Nach dem Motto „Billig und wenig Aufwand“ haben die Fastfood-Ketten großen Zulauf. Dokumentiert werden in der Ausstellung aber auch die neue Ernährungsarmut und die daraus resultierenden Tafeln.
Das Überangebot an Lebensmitteln hat auch Schattenseiten. Jeder Deutsche wirft im Jahr rund 80 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Die Konsummöglichkeiten haben den Umgang mit Nahrungsmitteln grundlegend verändert. Das wird an zwei Exponaten deutlich: Eines ist ein mit Goldstaub dekoriertes „Mondbrot“. Das andere sind Brotpellets, die zum Heizen verwendet werden. In einem Video zeigt ein Bäckermeister, wie er aus seinem nicht verkauften Brot Pellets formt und damit seinen Backofen heizt.