Die perfekte Welle: Haare dürfen an der Luft trocknen
Berlin (dpa/tmn) - Sonne, Sand und Wellen - das macht für viele einen perfekten Urlaubstag aus. Und liefert Inspiration für das Sommerhaar: Die Trendfrisuren sind sonnengetrocknet, windzerzaust und mit natürlichen Wellen.
Frisuren wie in Stein gemeißelt, aalglatte Looks und komplizierte Stylings: Wer das im Frühjahr und Sommer auf dem Kopf trägt, ist out. Die Friseure bringen nun Bewegung ins Haar: ob als bauschige Fönwelle der 80er Jahre oder sanft wie nur die Sonne Haare trocknen kann. „Glätteisen und Lockenstab werden nun benutzt, um Wellen zu kreieren“, sagt der Starfriseur Udo Walz aus Berlin. Das dürfe dann auch ruhig ein bisschen „undone“, also wie noch nicht fertig, aussehen.
Garantiert nicht wie stundenlang vor dem Spiegel geformt sieht der Strandlook aus, der in dieser Sommersaison verstärkt im Trend liegen wird. „Es soll aussehen, als wäre man frisch aus dem Meer gestiegen und hätte die Haare in der Sonne trocknen lassen“, sagt Nikolaos Perdikis, Friseur für Paul Mitchell aus Stuttgart. Die Haare erhalten dabei eine leicht wellige Bewegung, die natürlich wirkt. Wer von Natur aus eher eine glatte Mähne hat, sollte sie nach dem Waschen mit einem wellenformenden Produkt behandeln und mit dem Diffuser föhnen.
Nachdem im Winter Rotnuancen auf dem Haupt als modisch galten, werden im Sommer verstärkt Blond- und Bronzetöne im Trend sein. „Dabei kann die ganze Palette ausgenutzt werden: Von Strähnchen bis zur Komplettfärbung ist alles möglich“, sagt Friseurmeister Perdikis. Zum Strandlook passe allerdings am besten die sogenannte Tease-Technik. Dabei wird der Haaransatz beim Färbeprozess toupiert und nur die Partie unterhalb dieses Bereichs aufgehellt. „Es entsteht ein leicht nachgewachsener Ansatz, während die Spitzen aussehen, als wären sie von Sonne und Meer gebleicht worden“, erklärt Perdikis.
Neben Locken und Strandfrisur setzen die Friseure im kommenden Frühjahr und Sommer vor allem auf Looks der Vergangenheit. Hier findet sich auch ein Hingucker für Kurzhaarträgerinnen: Der Pilzkopf im Stil der 60er Jahre. „Dabei werden die Deckhaare leicht gestuft und der Nacken mit Kamm und Schere weich angeschnitten“, sagt Jens Dagné von der Friseurvereinigung Intercoiffeur aus Worms. Der Pony ist fast genauso lang wie das Deckhaar und reicht bis kurz über die Augen.
„Wichtig ist jedoch, dass die Frisur akkurat geschnitten ist“, sagt Franz-Josef Küveler, Kreativdirektor des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks. Und er warnt: Der Pilzkopf stehe nicht jeder Frau. „Die Gesichtsform muss stimmen“, sagt Küveler. Eine ovale Kopfform und markante Züge passen am besten zu der auffälligen Frisur. „Ein rundes Gesicht kann mit dem Pilzkopf schnell pummelig wirken.“
Frauen, die es ein wenig klassischer mögen, empfiehlt Udo Walz den Bob. „Die Nackenhaare werden dabei angeschnitten und die Seiten sollten zum Gesicht hin länger werden“, sagt der Friseur. Dazu passe ein voller Pony. „Die Frisur kommt nicht nur in Blond, sondern auch in Schokotönen toll zur Geltung.“
Mittellanges bis langes Haar kann laut Küveler in Anlehnung an die 1970er und 1980er Jahre zu einer Art Löwenmähne gestylt werden. Als Vorbild dient beispielsweise die Frisur der Film-Ikone Farah Fawcett („Drei Engel für Charlie“). Dafür sei ein mittellanger Pony empfehlenswert, der weich geschnitten wird und zur Seite fällt. Auf Glanzspray oder Nasseffekte sollte man verzichten: „Hier setzen wir eher auf einen matten Look, der durch Farbspiele auffällt“, erläutert Küveler.
Auch Udo Walz sagt: „Das Minimalistische ist out.“ Er empfiehlt die sogenannten Botticelli-Locken, bei der die Haare am Ansatz noch glatt sind und erst nach nach unten hin in unterschiedlich großen Wellen fallen. Hochsteckfrisuren sind ebenfalls von der Vergangenheit inspiriert: Udo Walz nennt als Beispiels Audrey Hepburns sehr hoch sitzende Tollen. Nikolaos Perdikis empfiehlt, eine kleine Tolle in Stirnnähe zu setzen und die Haare am Hinterkopf flach einzurollen.
Die Männer tragen in der kommenden Saison vor allem das, was sich schon im Winter bewährt hat: Laut Friseurmeister Perdikis bleibt nach wie vor der sogenannte Undercut beliebt. Hier werden die Seiten und der Hinterkopf akkurat kurz gehalten, das Deckhaar bleibt aber lang, oftmals mit Gel zur bewusst lässigen Wuschelfrisur aufgestellt. Aber das Haar könne auch - und das liegt im Sommer besonders im Trend - zu einer Elvis-Tolle geformt werden.
Männer mit einem Hang zur Romantik dürfen im Sommer das Haar etwas länger tragen, sagt Kreativdirektor Küveler. „Eine leicht angedeutete Wellenstruktur in Wuscheloptik, die aussieht wie luftgetrocknet, ergibt einen tollen Look - wie den von Karl Lagerfelds Muse Baptiste Giabiconi.“