Die Promi-Geburtstage vom 30. Dezember 2011: Patti Smith

New York (dpa) - Fast vier Jahrzehnte liegen zurück, seit Patti Smith im New Yorker Kultclub CBGB ihr Debüt als Rockmusikerin gab. Dem Auftakt in dem schmuddeligen Kellerlokal folgten Tourneen durch die ganze Welt.

Ein Dutzend Alben hat die zierliche Amerikanerin seitdem herausgegeben. Smith schrieb Gedichte, die sie bei Lesungen mit Allen Ginsberg und William S. Burroughs vortrug. Mit ihren Bildern machte sie sogar Andy Warhol auf sich aufmerksam. Das CBGB ist inzwischen geschlossen. Die meisten ihrer berühmten Wegbegleiter sind tot. Die Ikone der Rock- und Punkmusik aber, Patti Smith, feiert an diesem Freitag ihren 65. Geburtstag.

Ihr Ziel war immer, Rock „mit Poesie zu vermischen“, sagte Smith in Interviews. Zu ihren Songs gehört der „Rock-and-Roll Nigger“ mit einem Refrain, der mehr über sie aussagt, als viele ihrer Gedichte: „Outside of society/That's where I wanna be“ (Außerhalb der Gesellschaft ist der Platz, den ich einnehmen will). Ihre Musik, ihre Gedichte und Bilder sind Kompositionen aus Rausch, Rock und Rebellion, von rätselhafter Spiritualität, offener Sozialkritik, von Sehnsucht nach Liebe und Begegnung mit dem Tod.

Die Frau mit den vielen Talenten wird auch in Deutschland als Rocksängerin und Songwriterin, als Schriftstellerin und Künstlerin gefeiert. „Ich verstehe mich als Arbeiterin“, entgegnet sie, „ob ich auftrete, fotografiere, aufnehme oder male“. Erst im August war Smith von König Carl XVI. Gustaf in Stockholm mit dem Polar-Musikpreis geehrt worden. Vor ihr hatten auch Paul McCartney und Bob Dylan die Auszeichnung erhalten.

Für ihr autobiografisches Buch „Just Kids“ gewann sie den National Book Award von 2010, einen der wichtigsten Literaturpreise der USA. Darin erzählt sie von ihrem Verhältnis mit dem skandalumwitterten Fotografen Robert Mapplethorpe, der später an Aids starb.

Bei der Ruhrtriennale 2005 führte die hagere Künstlerin zum Song „Ain't it Strange“ vom Album „Radio Ethiopia“ (1976) einen ihrer berühmten Veitstänze vor. Beim Literaturprogramm am anderen Tag las sie Gedichte von William Blake und Arthur Rimbaud und sang ihr liebstes Kinderlied nach einem Motiv von Hans Christian Andersen.

Ihr Debüt-Album „Horses“ aus dem Jahr 1975 war wegen seiner poetischen Texte und der grobschlächtigen Gitarrentechnik bei Kritikern sensationell eingeschlagen. Das Fachmagazin „Rolling Stone“ räumte Smith auf seiner Liste der „100 größten Künstler aller Zeiten“ Rang 47 ein. Obwohl Smith in ihrer langen Karriere nur einen einzigen Superhit produzierte - „Because the Night“ aus dem Jahr 1978 und mitkomponiert von Bruce Springsteen - hat sie Hunderte von Rock-Bands maßgeblich beeinflusst.

In Chicago geboren und in New Jersey aufgewachsen, musste Patti schon mit 16 die Schule hinter sich lassen und in einer Fabrik arbeiten. Nach einem abgebrochenen Pädagogikstudium und einem Baby, das sie zur Adoption freigab, fand sie unter Intellektuellen und Musikern in New York ihren Kreis. In den 1980ern folgte Smith ihrem Mann Fred „Sonic“ Smith, dem früheren Gitarristen der Rockband MC5, nach Detroit, hatte zwei Kinder mit ihm und produzierte „Dream of Life“, ein weniger vom Punk als Mainstream geprägtes Album.

Fred erlag 1994 einem Herzinfarkt. Wenige Monate später starb auch Pattis Bruder Todd an einem Schlaganfall. Zögernd entschloss sich Smith zum Comeback. Sie ging mit Bob Dylan auf Tour, trat mit Bruce Springsteen auf und nahm nach eineinhalb Jahrzehnten des Rückzugs das neue Album „Gone Again“ auf.

Die Tragödien in ihrem Leben und die Art, wie sie sie überwand, haben Patti Smith für viele ihrer Anhänger zu einer Art Idol gemacht. Provozierend steht sie heute wie damals auf den Bühnen. Doch statt ihr Publikum mit zorniger Gesellschaftskritik zu belasten, gibt Smith heute fast mütterlich-sanften, aber sehr hintergründigen Rat: „Do you like the world around you? Then change it.“ (Gefällt Dir die Welt um Dich herum? Dann ändere sie.)