Die Queen gönnt sich ein paar Milliönchen mehr
London (dpa) - Hart arbeitende Menschen, immer im Einsatz für die Allgemeinheit, nicht zu bremsen, bis ins hohe Alter. Sehen so Könige aus?
Die britischen Royals um Queen Elizabeth II. lassen seit Jahren keinen Versuch aus, dieses Selbstbild zu transportieren. Und es klappt immer besser. Die Monarchie ist populär, der Zeitgeist ist auf Seiten der Windsors. Die bevorstehende Geburt eines künftigen Thronfolgers trägt ihren Teil dazu bei. Probleme gibt es immer nur, wenn es ums Geld geht.
Als die Queen ihre Bücher für das Finanzjahr 2012/2013 offenlegte, ging allerdings ein kleiner Aufschrei durchs Land. 33,3 Millionen Pfund (38,9 Millionen Euro) aus den Taschen des Steuerzahlers haben sie und ihre Familie verbraucht. Und es sollen in den nächsten fünf Jahren noch rund fünf Millionen mehr werden. „Die Queen bekommt eine Gehaltserhöhung auf 38 Millionen Pfund und (Finanzminister) George Osborne kündigt 11,5 Milliarden Kürzungen an“, wetterte der „Daily Express“.
Es ist eine etwas kuriose Situation in Großbritannien. Vielen Menschen zwischen Cornwall und den Shetland Inseln geht es schlecht. Die Regierung muss seit drei Jahren eine Kürzungswelle nach der anderen verkünden. Schulen, Krankenhäuser, Polizei und Armee leiden darunter bitter. Die Wirtschaft will nicht anspringen, die Kaufkraft sinkt - eine Abwärtsspirale nach unten. Das Land hechelt nach etwas Positivem - Glanz und Gloria der Königsfamilie kommen da gerade recht. „Die Queen ist jeden Penny wert, den wir ihr zahlen“, schrieb ein Kommentator im „Evening Standard“.
Doch ist der Preis es wirklich wert? Muss der Kensington Palast für eine Million Pfund renoviert werden, damit William, Kate und ihr Nachwuchs eine Wohnung mit 21 Zimmern bekommen? Muss eine Auslandsreise der beiden nach Südostasien und Ozeanien 330 000 Pfund kosten? Die kritischen Stimmen im Königreich sind noch nicht laut, aber doch zu hören: „Jeder muss mit Kürzungen bei Dienstleistungen und Arbeitsplätzen leben. Es ist unglaublich, dass unser Staatsoberhaupt lautlos dasitzt und zusätzliche Millionen öffentlicher Gelder einstreicht“, sagte Graham Smith, Sprachrohr der Anti-Monarchie-Bewegung Republic.
Die Finanzen der Royals sind erst vor kurzem auf eine neue Basis gestellt worden. Die Civil List wurde vom Souvereign Grant abgelöst. Demnach bekommt der Buckingham Palast - allerdings mit zweijähriger Verzögerung - 15 Prozent der Einnahmen des sogenannten Crown Estates, eine Art staatlicher Immobilienfonds. Damit ist eine „Gehaltserhöhung“ für die Windsors im Finanzjahr 2013/14 auf über 36 Millionen Pfund schon gesichert, 2014/15 werden es sogar 38 Millionen Pfund.
Kommentatoren in London fragen sich, wieso sich der Palast so kurz vor der Geburt eines Thronfolgers nicht etwas geschickter verhält. „Es ist nicht ganz so ein PR-Desaster wie nach dem Tod von Prinzessin Diana, aber es zerstört viel von dem Positiven, das durch das Thronjubiläum, die Olympischen Spiele und die Sorge um die Gesundheit Prinz Philips aufgekommen ist“, schreibt der Londoner „Evening Standard“.
Der königliche Finanzverwalter Sir Alan Reid rechnet andersherum. Im Vergleich zum Finanzjahr 2008/2009 seien die königlichen Ausgaben um 24 Prozent gesunken - zumindest wenn man die Inflation herausrechnet. Die Royals müssten jetzt im Vergleich zu vor ein paar Jahren billiger reisen und besser rechnen. Viel Geld werde benötigt, die mehr als 300 Schlösser, Herrenhäuser und Paläste in Schuss zu halten. Die sind nämlich - den glanzvollen Bildern zum Trotz - in einem oft erbärmlichen Zustand.