Die Rückkehr des Bundesbüdchens
Der jahrelang eingelagerte Kiosk im früheren Regierungsviertel soll wieder aufgebaut werden. Kostenpunkt: rund 300 000 Euro.
Bonn. Er ist ein Symbol der Bonner Republik und wohl der berühmteste Kiosk in Deutschland. Politiker aller Couleur kauften bei Jürgen Rausch ihre Zeitung, tranken einen Kaffee oder aßen eine Bockwurst. Das geschichtsträchtige „Bundesbüdchen“ im früheren Regierungsviertel verschwand vor gut sieben Jahren wegen eines Konferenzneubaus, wurde als denkmalgeschütztes Kleinod eingelagert, spätere Verwendung ungewiss. Nach längerem Gezerre stehen die Zeichen auf Comeback: Dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die Geld für die Sanierung gibt, und einem privaten Förderverein.
Direkt vor das ehemalige Kanzleramt, nur wenige Meter vom früheren Standort entfernt, soll der Kiosk im Frühjahr oder Sommer dieses Jahres zurückkehren. Der Pavillonbau soll in seinem Originalkern von 1957 bewahrt werden, aber er braucht eine gründliche Renovierung und eine neue Fassade.
Der 57-jährige Eigentümer und Betreiber Rausch hat ausgeharrt, eine Wiederherrichtung samt Aufbau hätte er aus eigener Kraft finanziell nicht stemmen können. Jahrelang war in der Schwebe, was aus dem Kiosk denn werden soll, der auf einem Bauhof lagerte. Im März hatte die Stadt bereits vorgeschlagen, ihn wieder aufzustellen. Da kommen die jetzt zugesagten rund 60 000 Euro der Denkmalstiftung für Rausch wie ein Segen. Damit soll der Kiosk saniert und das Fundament errichtet werden.
Ein Förderverein soll weiteres Geld aus Spenden bereitstellen. Insgesamt rechnet Rausch mit Kosten von 300 000 Euro. Er will dem Verein den Kiosk überlassen, der ihn dann an ihn wieder verpachtet. Bislang betrieb Rausch, der den Kiosk 1984 übernommen hatte, in einem Provisorium, einer Holzhütte, einen Imbissbetrieb. „Ich habe über Jahre am Existenzminimum gelebt.“
Fast 50 Jahre lang gehörte der Kiosk als beschaulicher Treff und Kulisse zur hohen Politik in Bonn, bevor sie 1999 nach Berlin abwanderte. Bevor er Außenminister wurde, gehörte Joschka Fischer zur täglichen Kundschaft. Er habe nach dem Joggen immer einen Stapel Zeitungen gekauft, erinnert sich Rausch. „Helmut Kohl schickte meist seinen Fahrer für Brötchen.“
Doch das Regierungsviertel hat sich gewandelt. Der Konferenzneubau mit Hotel soll fertiggebaut werden, daneben gibt es den UN-Campus mit Klimasekretariat, die Post-Zentrale mit vielen DHL-Bürogebäuden und die Deutsche Welle. Es werden andere Kunden kommen als die Politprominenz.