Dieter Kürten: „Ich bin ein echter Sport-Fritze“
Dieter Kürten erinnert sich an 50 Jahre „Sportstudio“ und ist auch nach dem TV-Abschied intensiv sportinteressiert.
Berlin. Bis zu seinem TV-Abschied vor sieben Jahren hat Dieter Kürten (78) in 33 Jahren 375 Ausgaben des „Aktuellen Sportstudios“ moderiert und zahllose Fußball-Länderspiele kommentiert.
Herr Kürten, Sie haben als Moderator des „Aktuellen Sportstudio“ auch Nicht-Sportbegeisterte interessieren können. War das beruflicher Ehrgeiz oder ist das Naturtalent?
Dieter Kürten: Ich glaube, das ist ein Naturtalent. Ich war immer so, wie ich glaubte, dass ich sein sollte: Ich bin so, wie ich bin.
Was bedeutet 50 Jahre „Sportstudio“ für Sie? Hätten Sie diese lange Laufzeit 1967 prophezeit?
Kürten: Nein, aber ich muss ehrlich sagen, ich bin auch gar nicht dazu gekommen, darüber nachzudenken. Das lief immer so automatisch, und wie selbstverständlich war ich im Ablauf und im Programm — und ich habe einfach weitergemacht.
Sie haben 375 Sendungen moderiert.
Kürten: Und dann hatte ich das Gefühl: Das ist jetzt genug. Mein Abschied bahnte sich ja auch langsam an. Deswegen habe ich dem damaligen Sportchef, das war Karl Senne, gesagt: „Karl, ich glaube, es ist genug.“ Er hat komisch geguckt, er war überrascht, aber dann hat er gesagt: „Wenn du meinst.“
Das sollte aber nicht wirklich Ihr Abschied sein?
Kürten: Zu meiner großen Überraschung habe ich dann erlebt, dass ich 1999 ein Angebot bekam, über meine Zeit, zu der meine Pension fällig wurde, nämlich das Jahr 2000, weiterzumachen. In dem Jahr waren Olympische Spiele in Sydney und die Fußball-Europameisterschaft in Holland und Belgien. Dann hat sich zu meiner Überraschung dieses Angebot von Jahr zu Jahr ohne mein Zutun verlängert. Das ging über sechs Jahre bis 2006.
Was fehlt Ihnen heute?
Kürten: Ich bin absoluter Sport-Fan, und deswegen bin ich an jedem Wochenende in irgendeinem Stadion. Ich habe gerade mit großem Interesse das CHIO-Reittunier in Aachen verfolgt. Ich bin begeistert von Leichtathletik. Ich bin ein echter Sport-Fritze. Am Anfang war das nicht so: Bei der Zeitung war ich nicht Sport-Redakteur, sondern habe versucht, das Tagesgeschehen zu vermitteln. Eigentlich wollte ich auch beim ZDF ins Tagesgeschehen hinein, aber es gab nur noch eine Stelle, die frei war, und das war der Sport. Der Sport war mein Schlupfloch — und dann bin ich dageblieben, mehr als 40 Jahre.
Sollte die Partnerin in so einem Fall genauso sportbegeistert sein?
Kürten: Entweder ja, und wenn nicht, dann kann die Partnerin in der Zeit etwas anderes machen. Man muss sich nur vorher einigen: „Pass auf, ich bin ein Sport-Fanatiker, ich gucke viel Sport. Entweder guckst du mit, oder wir finden für die Zeit eine andere Lösung.“ Und wenn die Partnerin sagt, das ist okay, ist es auch okay. Bei mir ahnt man aber schon, dass Sport in meinem Leben eine große Rolle spielt — das hat auch die Damenwelt mitgekriegt.
Sie sind ein sehr gläubiger Mensch und beten morgens, mittags und abends. Sie tun das nicht nur, wenn es Ihnen schlecht geht?
Kürten: Nein. Ich bete auch, weil ich Hilfe möchte, aber vor allem, weil ich sehr, sehr dankbar für mein Leben und dessen Verlauf bin. Natürlich gab es scharfe Einschnitte, die jeder Mensch erlebt, mit dem Tod der Eltern, mit Krankheiten und mit Sorge um die Kinder. Bei alledem finde ich, bin ich doch sehr gut durchgekommen, und ich denke, nicht ohne Hilfe Gottes — und dafür bedanke ich mich immer wieder. Ich finde auch Ruhe und Entspannung darin.