Psychologie: Warum die zweite Hälfte der Ferien schneller vergeht
Nur gefühlt verrinnen die letzten Urlaubstage meist wie im Flug. Ein Experte kennt das Gegenmittel.
Düsseldorf. Ferien, die schönste Zeit des Jahres. Doch schon nach diesem Wochenende beginnt die zweite Hälfte der Sommerferien, und obwohl sie genauso lang ist wie die erste, vergeht sie gefühlt doch oft schneller.
„War die Höhe der Ferien erreicht, so ging es abwärts“, wusste schon der kleine Hanno Buddenbrook aus Thomas Manns Familienroman. Dass das bei vielen Menschen so ist, bestätigt Roland Deutsch, Professor für Sozialpsychologie an der TU Dresden und Mitglied im Vorstand der deutschen Gesellschaft für Psychologie, — auch wenn es keine wissenschaftlichen Studien dazu gibt. „Aber wir haben gute Gründe zu glauben, dass es so sein könnte.
Wichtig für das Zeitempfinden sei zum einen, ob der Urlauber neue Dinge ausprobieren oder sich nur Gewohnheiten hingeben würde, und zum anderen, ob er sich später an viele Einzelheiten erinnern könne oder nicht. Ein Beispiel: Legt sich der Tourist einen Tag an den Strand, vergeht die Zeit zwar langsam. Rückblickend erscheint ihm der Tag aber kurz — weil er nicht viele Erinnerungen daran hat.
„Wenn man viel erlebt, ist die Zeit im Nachhinein subjektiv empfunden langsamer vergangen“, meint Deutsch. Deshalb komme einem die erste Ferienwoche oft länger vor als die zweite. Zu Beginn ist die Ferienanlage neu, der Urlaubsort wird erkundet. „In der zweiten Woche kennt man schon jedes Restaurant und jede Sehenswürdigkeit, man gewinnt weniger neue Eindrücke.“ Auf jeden Fall sei es besser, wegzufahren als zu Hause zu bleiben — denn da ist alles von vornherein Routine.
Gegen den „Urlaubsschwund“ gibt es allerdings ein Mittel: Einfach in der zweiten Ferienhälfte mehr Ungewohntes unternehmen. Oder gleich in den Abenteuerurlaub aufbrechen. „Wer alle drei Tage den Ort wechselt, bei dem entsteht das Gewohnheitsgefühl gar nicht erst“, meint Deutsch. Bevor jetzt kurzerhand der Wanderrucksack gepackt wird, warnt er allerdings: „Ob man sich dabei gut erholt, ist eine andere Frage.“