Doppelter Abschluss-Jahrgang: Auf zwei Wegen zum Abitur

Gymnasium in acht oder neun Jahren: Erstmals gibt es 2013 einen doppelten Abschluss-Jahrgang in NRW. Was macht den Unterschied aus?

Düsseldorf. Klara, Christos, Zlatko und Christina sind zusammen in einer Jahrgangsstufe. Im Sommer 2013 werden sie am Düsseldorfer Luisen-Gymnaisum ihr Abitur machen — und aller Voraussicht nach freudestrahlend ihr Zeugnis entgegennehmen. Sie werden auf der Abiturfeier ausgelassen feiern und Pläne schmieden für die Zeit danach. Auf den ersten Blick scheint es so, als sei ihre Schullaufbahn identisch — und doch gibt es etwas, das die Vier unterscheidet.

Denn während Zlatko (18) und Christina (18) ihr Abitur regulär in 13 Jahren machen, gehören Klara (17) und Christos (17) zum ersten Jahrgang in NRW, der die Schule nach zwölf Jahren beendet. Doppelter Abiturjahrgang nennt sich das, was im nächsten Jahr auf die Vier zukommt. Einmalig werden es dann zwei Jahrgänge in NRW sein, die ihr Abitur erhalten. Danach wird G8, also die achtjährige Schulzeit an den Gymnasien, zur Regel.

Klara (17) — macht Turboabitur

Für die vier Schüler vom Luisen-Gymnasium gehört der doppelte Abiturjahrgang schon zum Schulalltag. „Mittlerweile sind wir in den meisten Fächern eine eingeschworene Gemeinschaft“, erzählt Christina. Seit Beginn dieses Schuljahres belegen die G8- und G9-Schüler alle Kurse in der Oberstufe gemeinsam. Große Unterschiede, was den Lernstand der beiden Jahrgänge angehe, gebe es nicht, finden die Vier.

„Man merkt nur öfter, dass unterschiedliche Sachen vertieft wurden“, sagt Klara. In einigen Fächern macht sich das fehlende Jahr im G8-Zug dann aber doch bemerkbar, etwa in Geschichte, erzählt Klara. „Da sind wir in der 9. Klasse nur bis zum Ersten Weltkrieg gekommen. Den Zweiten Weltkrieg mussten wir dann zu Hause nacharbeiten.“

Für sie und Christos ist es selbstverständlich, dass sie mehr Freizeit mit Lernen verbringen müssen, als ihre G9-Mitschüler. Drei zusätzliche Wochenstunden sind für den G8-Jahrgang vorgesehen — damit der gesamte Stoff durchgenommen werden kann.

Hinzukommen die Hausaufgaben, die deutlich umfangreicher ausfallen — bis zu drei Stunden am Tag sei keine Seltenheit, so die Schüler. „Da bleibt nicht viel Zeit, um Freunde zu treffen oder Sport zu machen“, sagt Klara. Wenn sie donnerstags vom Handball-Training nach Hause kommt, ist es halb neun abends — ihre Hausaufgaben hat sie dann noch nicht gemacht. Zlatko und Christina sind froh, ihr Abitur in 13 Jahren zu machen.

Ein Problem aber kommt auch auf sie und ihre G9-Mitschüler zu: Wenn im nächsten Sommer der Doppeljahrgang die Schulen verlässt, wird es einen größeren Andrang auf Studien- und auf Ausbildungsplätze geben. Bisher sehen die vier Schüler dem aber gelassen entgegen. Sowieso gibt es für sie momentan eine viel drängendere Frage, wie Klara weiß: „Wie kriegen wir bei der Zeugnisvergabe zwei Jahrgänge in die Aula?“