Flüchtlingsunterkünfte Draußen ist es kalt — und drinnen schwitzen sie

In den Flüchtlingszelten herrscht trockene Luft wie im Kaufhaus, die Kälte zieht dennoch durch die dünnen Wände. Der Herbst mahnt zur Eile.

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Düsseldorf. Unaufhörlich prasselt der Regen auf die Planen der vier Zelte. In diesen Tagen nennen 285 Menschen die weißen Notunterkünfte am Düsseldorfer Stadtrand ihr Zuhause. Vor wenigen Tagen ist der Herbst über ihre Zelte eingebrochen, es ist kalt und nass. „Noch ist die Situation akzeptabel“, sagt Herbert Spies vom Roten Kreuz. Bis der Winter kommt.

Draußen herrscht feuchte Kälte, drinnen trockene Kaufhausluft. Zwei Tanks mit Diesel-Kraftstoff befeuern die Heizung. Rund 2000 Liter reichen etwa für zwei Tage. Entlang der Decke verlaufen Schläuche aus Stoff, die heiße Luft in das 1000 Quadratmeter große Zelt blasen. 20 Grad sollten im Raum sein, sagt Spies. Einige der Bewohner sehen das anders, sie drehen den Thermostat jedoch höher. Das Bett eines 28 Jahre alten Nigerianers steht direkt unter dem Rohr. „Viel zu heiß“ sei das Klima in der 18 Quadratmeter großen Wohneinheit, sagt er.

Den Raum teilt er sich mit sieben weiteren Menschen. Um Zugang zur frischen Luft zu bekommen, hat sein Mitbewohner einen Teil der Zeltwand aufgehebelt. „Draußen ist es kalt, drinnen schwitzen wir“, sagt der Mann aus Nigeria, der seinen Namen nicht nennen möchte. „Das macht krank.“

Miriam Koch, Flüchtlingsbeauftragte Düsseldorf

Den Flur hinunter lebt Mariana Jaku aus Albanien. Sie findet die Temperatur angenehm. Wird es zu heiß, macht sie die nah gelegene Tür des Zeltes auf. „Meine Kinder und ich haben Mützen, Schals und dicke Jacken bekommen“, sagt die 39-Jährige. Das Einzige, was sie nach zwei Monaten in der Notunterkunft vermisse, sei eine Perspektive.

Die Notunterkunft steht seit dem 19. August im Stadtteil Holthausen. Für den Winter sieht Spies zwei Optionen: „Entweder die Menschen werden anderswo untergebracht und die Zelte abgebaut“, sagt er. Oder die Unterkünfte würden aufgerüstet und winterfest gemacht werden.

Lange müssten die Menschen nicht mehr in den Zelten ausharren, sagt Miriam Koch, die städtische Flüchtlingskoordinatorin. Insgesamt leben 1000 Menschen in Düsseldorf in Zelten. Für die eine Hälfte sei die Stadt, für die andere Hälfte das Land zuständig. „Die Zelte waren nur dazu da, um eine Versorgungslücke vor der Fertigstellung der neuen Wohneinheiten zu schließen“, erklärt Koch. Die Flüchtlinge sollen ab nächster Woche in einen Neubau umziehen. Der Rest folge bald. „Im Winter werden in Düsseldorf keine Menschen mehr in Zelten schlafen müssen“, verspricht Koch.