Dresden will Europäische Kulturhauptstadt werden
Dresden (dpa) - Das mit Pegida in die Schlagzeilen geratene Dresden will Europäische Kulturhauptstadt 2025 werden. „Das ist nicht unsere Stadt, was da montags passiert“, sagte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) am Mittwoch zu den Demonstrationen des Anti-Islam-Bündnisses.
Die Bürgerschaft solle über die Bewerbung diskutieren. Die seit langem geplante Initiative solle ein zusätzliches Signal des Aufrüttelns sein. „Es kann doch nicht sein, dass diese Bewegung dazu führt, dass wir erstarren“, appellierte sie.
„Wir werden es nicht zulassen, dass diese Art von Argumentation nur ansatzweise die Kultur von Dresden stört“, erklärte Orosz. Es gelte, deutlich zu machen, „dass wir ein ganz anderes Verständnis haben“. Was auch gemeinsam mit Menschen anderer Nationalität gewachsen sei, dürfe nicht schlechtgeredet werden.
Die selbst ernannten „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ bringen inzwischen wöchentlich Tausende auf die Straße - gegen eine angebliche Überfremdung und für eine Verschärfung des Asylrechts. Zuletzt hatten auch internationale Medien groß und teils kritisch über das „Phänomen Pegida“ berichtet.
Die Debatte um eine Kulturhauptstadtbewerbung könne zeigen, „wofür wir stehen, worauf wir stolz sind, was wir tolerieren und wozu wir bereit sind: auf kritische Fragen zu antworten“, sagte Orosz. Der Stadtrat hatte sie im November 2014 beauftragt, eine Bewerbung der sächsischen Landeshauptstadt zu prüfen. „Es gab auch Impulse von außen.“ Dresden könne mit einer teils einzigartigen kulturellen Basis punkten, als Schnittstelle zwischen Mittel- und Osteuropa sowie der besonderen Verbindung von Kultur und Wissenschaft. Die Stadt hat nun Zeit bis 2019, um ihre Bewerbungsunterlagen beim Bund einzureichen.
„Ich sehe das als große Chance für die Stadt“, sagte der Rektor der Palucca-Tanzhochschule, Jason Beechey. Der Titel Kulturhauptstadt entspreche dem „echten Dresden“ und könne, basierend auf den Traditionen, Motor für die Zukunft sein. Der Rektor der Technischen Universität, Hans Müller-Steinhagen, sieht eine realistische Chance auf Erfolg. „„Ich glaube, Dresden hat den Titel verdient.“ Er kenne keine andere deutsche Stadt, die sich wegen ihrer Vielfalt an hochkarätigen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen so dafür anbiete.
„Hier herrscht eine besondere Atmosphäre“, sagte Müller-Steinhagen und verwies auf die vom kulturellen Umfeld geprägte Bürgerschaft und deren starke Identifikation mit der Stadt. Dresden sei zudem eine Stadt der Innovation. „Hier arbeiten Forscher aus der ganzen Welt zusammen an Lösungen für grundlegende Probleme der Menschheit.“ Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Hartwig Fischer, sieht den Titel auch als „Entwicklungsbeschleuniger“, schon die Bewerbung löse eine „unglaubliche Dynamik“ aus.