Drogen-Koffer legte Düsseldorfer Flughafen lahm
Düsseldorf (dpa) - Ein Koffer mit neun Kilogramm Drogen hat die stundenlange Sperrung des Düsseldorfer Flughafens verursacht. Die Polizei fahndet nun nach einem Rauschgiftschmuggler, der seine verbotene Fracht am Dienstag aus ungeklärten Gründen mitten in der Abflughalle stehen ließ.
Weil die Drogenpakete beim Röntgen des verdächtigen Koffers von Sprengstoff nicht zu unterscheiden gewesen seien, hatte ein Entschärfungsspezialist am Dienstag Großalarm ausgelöst, erklärte die Polizei.
Außerdem habe das Röntgenbild verdächtige Gegenstände wie Metallstäbe und Kabel gezeigt sowie einen Schatten, der wie ein Druckzünder ausgesehen habe, teilte die Bundespolizei in Potsdam mit. Reiseutensilien waren dagegen nicht vorhanden. Die Experten seien deshalb von einer Bombe mit bis zu acht Kilogramm Sprengstoff ausgegangen. Im Landeskriminalamt wird unterdessen analysiert, welche Art synthetischer Drogen es genau sind. Ein Schnelltest hatte ergeben, dass es sich um Amphetamine handelt.
Nun sucht die Polizei den Besitzer des Koffers, der das Rauschgift anscheinend nicht einführen, sondern außer Landes bringen wollte. Was den Ermittlern die Arbeit erleichtern könnte: Der Koffer ist sehr auffällig, auf seiner Vorderseite sind das Londoner Wahrzeichen Big Ben und ein roter Doppeldeckerbus zu sehen. Die Polizei sucht Zeugen. Die Polizei sagte nicht, ob sie anhand der Überwachungskameras bereits einen konkreten Verdächtigen ausgemacht hat.
Die Sperrung betraf weit mehr als 10 000 Passagiere. 140 Flüge fielen aus - 68 Abflüge und 72 Ankünfte, berichtete der Flughafen. Etwa 20 Maschinen wurden zu benachbarten Flughäfen umgeleitet - die meisten zum Köln/Bonner Flughafen. Rund 30 Maschinen konnten verspätet starten und landen, weil das Nachtflugverbot wegen der Ausnahmesituation aufgehoben wurde.
Die Polizei hatte die Autobahnabfahrten zum Airport dichtgemacht. Auf bis zu drei Kilometer Länge staute sich der Verkehr. Vor dem Hauptgebäude des Flughafens warteten zeitweise etwa 1000 ratlose Menschen. Taxis nahmen Reisende auf dem Standstreifen der Autobahn auf, nachdem diese mit ihrem Gepäck die Abfahrten zu Fuß heruntergelaufen kamen.
Gegen 19.30 Uhr hatten Spezialkräfte das Gepäckstück mit einem Wassergewehr beschossen und so geöffnet. Nachdem ein Schnelltest und Drogenspürhunde den Rauschgiftverdacht bestätigt und den Sprengstoffverdacht entkräftet hatten, wurde die Sperrung des Flughafens gegen 20.30 Uhr aufgehoben. Der Flughafenbetrieb normalisierte sich wieder.
Der Düsseldorfer Flughafen ist der drittgrößte Deutschlands. Am Tag werden durchschnittlich 57 000 Passagiere abgefertigt und 593 Flüge abgewickelt.