Düsseldorfer erleuchtet Olympia

Peking: Der Multimediakünstler Andree Verleger inszeniert Teile des Eröffnungs-Spektakels.

Peking. Die Nervosität von Andree Verleger nimmt täglich zu: Am Freitag hat der Düsseldorfer Multimediakünstler seine Olympia-Premiere. "Das Lampenfieber kommt in Wellen", sagte der 49-Jährige am Dienstag, der als einziger Deutscher an der Gestaltung der Eröffnungsfeier der Spiele in Peking mitwirkt. "Wir werden Großartiges zu sehen bekommen", verspricht er.

Verleger gestaltet drei bis vier Szenen der Eröffnung, ist aber insgesamt " als Inspirator und wegen meiner Kreativität hier". Was das Milliarden-Publikum weltweit im Fernsehen und live im Stadion genau erleben wird, darf er nicht verraten. "Ich möchte China auch wieder verlassen dürfen", sagt er. Doch eine große Sache wird es auf jeden Fall: "Was wir dort machen mit der Masse an technischem Gerät, hat noch keiner auf der Welt gemacht."

Der Auftrag aus Peking ereilte ihn völlig überraschend im vorigen Oktober. Als kurz vor Ende eines "Tatorts" das Telefon klingelte, nahm Andree Verleger gereizt den Hörer ab. "Doch dann fielen die Worte Eröffnungszeremonie und Olympisches Komitee", erinnert er sich - die "Tatort"-Auflösung war ihm schlagartig egal. Er schickte einige Arbeitsproben nach Peking und wurde schnell engagiert.

Verleger kreiert Multimediashows, bei denen bis zu 20Projektoren Bilderwelten auf Leinwände zaubern. Die Projektionen in diesem virtuellen Spielplatz sind so raffiniert, dass sie reale Darsteller auf der Bühne miteinbeziehen. Sein eingespieltes sechsköpfiges Team durfte Verleger allerdings nicht mitnehmen: "Die Chinesen haben den Anspruch, das selbst zu schaffen." Immer wieder ist er nach Peking geflogen, insgesamt 100 Tage hat er dort gearbeitet. Die ersten sechs Monate habe er Blut und Wasser geschwitzt. Wegen seiner emotionalen Ausbrüche haben die chinesischen Kollegen ihm schnell den Spitznamen "Hyperbaby" verpasst.

Warum der bis dato in seiner Heimat weitgehend unbekannte Künstler nach Peking eingeladen worden ist, ist eine verwickelte Geschichte. Sie begann mit der ungewöhnlichen Illumination eines Wohnhauses.

Diese gefiel Kunden eines Technik-Centers im Erdgeschoss, die Mark Fisher kennen, der große Bühnenshows für die Rolling Stones, Pink Floyd und U 2 inszeniert hat. Fisher wiederum kennt die Spezialeffekte-Crew um Star-Regisseur Zhang Yimou ("Rote Laterne"), der die Eröffnungsfeier entworfen hat. Einen Teil davon, "einen nicht unwichtigen", hat Verleger nun beigesteuert.

Im Nahen Osten hat der ehemalige Musikproduzent seine Bildwelten bereits mehrfach vor großem Publikum gezeigt, etwa zur Eröffnung der neuen Formel-1-Rennstrecke und des neuen Großflughafens in Dubai. Verleger hätte aber nichts dagegen, wenn die Olympischen Spiele helfen würden, seine künstlerischen Pläne zu verwirklichen. "Ich träume von einer großen Show, einem eigenen Bildtheater."