Ebola-Patient: Von der Außenwelt abgeschirmt
Seit Wochen wütet Ebola in Afrika. Jetzt wurde erstmals ein Patient zur Behandlung nach Deutschland geflogen.
Hamburg. Als Menschen in weißen Schutzanzügen um kurz vor halb elf am Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel aus einem Spezialjet steigen, ist klar: Zum ersten Mal seit dem Ebola-Ausbruch in Westafrika ist ein Patient mit dem hochgefährlichen Virus in Deutschland gelandet. Ein Konvoi aus vielen Feuerwehr- und Polizeiwagen fährt am Mittwoch am Geschäftsfliegerzentrum an das graue Flugzeug heran — und bringt den Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ein spezielles Behandlungszentrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).
Um jegliche Ansteckungsgefahr zu vermeiden, übernimmt ein Infektionsrettungswagen der Feuerwehr den Krankentransport. Zwei Feuerwehrleute tragen orange Schutzmontur, auf dem Kopf eine Haube mit Atemfilter, an den Füßen besondere Schuhe. „Sie sind von der Außenwelt abgeschirmt“, sagt Sprecher Martin Schneider.
Das Zentrum für hochansteckende oder lebensbedrohliche Erkrankungen ist nach UKE-Angaben von der übrigen Patientenversorgung baulich getrennt. Die drei Behandlungszimmer mit insgesamt sechs Betten haben demnach einen eigenen Schleusenbereich und eine spezielle Raumlufttechnik.
Das Uniklinikum und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg haben einen hervorragenden Ruf bei der Versorgung von Infektionskrankheiten. Bereits vor gut vier Wochen hatte die WHO bei der Klinik angefragt, ob ein an Ebola erkrankter Mitarbeiter einer Gesundheitsorganisation dort versorgt werden könnte. Der Arzt starb jedoch, bevor er zur Behandlung nach Deutschland geflogen werden konnte.
Jetzt ist die Situation anders: Der Ebola-Patient, der am Vormittag in Hamburg eintrifft, kann sogar selbst das Flugzeug verlassen — natürlich in einem Schutzanzug. Es handelt sich um einen Epidemie-Experten aus dem Senegal. Er habe sich beim Einsatz in einem Labor in Sierra Leone infiziert, sagt WHO-Sprecher Tarik Jasarevic.
Nach der Ebola-Infektion des Senegalesen, die sich am Sonntag bestätigt hatte, zog die WHO ihre Helfer aus dem betroffenen Labor in der Stadt Kailahun nahe der Grenze zu Guinea ab. Sie sollen möglichst bald zurückkehren, erklärt der WHO-Koordinator für Sierra Leone, Daniel Kertesz. Vorher müssten aber alle Umstände der Infektion geklärt werden.
Die Organisation ist besorgt, denn in den westafrikanischen Ländern Sierra Leone, Guinea, Liberia und Nigeria haben sich medizinische Helfer in beispiellosem Ausmaß selbst mit Ebola infiziert: Mehr als 240 Ärzte, Pfleger und andere Helfer steckten sich nach Angaben der WHO an, mehr als 120 von ihnen starben.
Trotz intensiver Forschung gibt es weder eine zugelassene Impfung noch ein Heilmittel. Mehrere Patienten wurden mit dem zuvor nur an Affen erprobten Mittel „Zmapp“ therapiert — manche davon anscheinend erfolgreich.
Die Ärzte am UKE setzen aber auf eine unterstützende Behandlung. Dabei gehe es um die Basisversorgung, sagte der Tropenmediziner Stefan Schmiedel — etwa Schmerztherapie, Fiebersenkung und Flüssigkeitsmanagement. „Wir glauben, dass durch diese einfachen Maßnahmen bereits die Sterblichkeit der Ebola-Erkrankung deutlich gesenkt werden kann.“
Bisher sei nicht vorgesehen, Medikamente einzusetzen, die nur an Tieren getestet wurden. Der Patient sei kein Forschungsobjekt.