Ein Denkmal für Karlheinz Böhm in Äthiopien

Addis Abeba (dpa) - Dass Karlheinz Böhm in Deutschland und Österreich als fescher Leinwandkaiser der Sissi-Filme ein Begriff wurde, ist in der äthiopischen Stadt Alem Ketema so gut wie unbekannt.

Auch in der Halbwüste um Harar oder in Derra im zentralen Hochland kennen ihn die Menschen vor allem als „Abo Karl“ - jenen „Faranji“ (Weißen) aus dem fernen Europa, der vor 30 Jahren nach Äthiopien kam und zu einem der ihren wurde - seit 2003 ist Böhm Ehrenbürger.

Die Stiftung Menschen für Menschen, die Böhm nach seinem Auftritt bei „Wetten, dass..?“ 1981 gegründet hatte, hat seitdem mehr als 270 Schulen gebaut und unzählige Kleinkredite vergeben. Mit seiner Wette sammelte der Schauspieler damals 1,2 Millionen Mark für die Menschen in Äthiopien.

Am Donnerstag sagte Äthiopien „Ameseg Enaloh“ (Danke): Im Diplomatenviertel von Addis Abeba wurde ein Platz auf den Namen „Karl Square“ getauft und eine überlebensgroße Statue enthüllt, die einen goldglänzenden Böhm mit ausgebreiteten Armen zeigt. Ein Teil des Geldes war von Kleinbauern, Handwerkern und Kleinunternehmerinnen aufgetrieben worden, die der Stiftung Zugang zu sauberem Wasser, eine Ausbildung oder eine bessere Ernährung verdanken.

Neben äthiopischen Würdenträgern und Politikern waren auch Bauern in die ferne Hauptstadt gekommen, um den 83-jährigen noch einmal zu sehen. Denn die stundenlange Fahrt in die Dörfer wird für Böhm zunehmend anstrengend. Längst wird ein großer Teil der Arbeit von seiner aus Äthiopien stammenden Ehefrau und Stellvertreterin Almaz Böhm organisiert. Auch in den nächsten Tagen wird sie Schul- und andere Entwicklungsprojekte besuchen, zusammen mit Alt-Bundespräsident Horst Köhler, der Böhm in Addis Abeba in einer sehr persönlichen Rede als „stillen Revolutionär“ würdigte.

Die Liebe zu Afrika verbindet Böhm und Köhler, der am Donnerstag von einem „Kontinent der Hoffnung und des Aufbruchs“ sprach. „Junge Menschen treten aus den Schatten alter Regime“, sagte Köhler. „Was sie antreibt, ist ihr Verlangen nach Freiheit und einem besseren Leben.“

Dieser Aufbruch benötige aber erst einmal Menschen, die das Wort Zukunft überhaupt buchstabieren können, erinnerte Köhler an die Schulbauten der Stiftung, die Aufbauhilfe leistet, sich nach einigen Jahren aber zurück zieht und die Verantwortung an die Menschen übergibt. Hilfe zur Selbsthilfe steht im Vordergrund, die allermeisten Mitarbeiter sind nicht europäische Entwicklungshelfer, sondern Äthiopier.

Die Anfänge sind oft bescheiden - Brunnenbau oder das Einmauern von Quellen, damit das Vieh sie nicht verunreinigen kann. Das äthiopische Marathon-Idol Haile Gebreselassie ist selbst in einer ländlichen Gegend aufgewachsen, hat als Kind Wasser kilometerweit geschleppt und Vieh gehütet. Nach Besuchen in Projektgebieten ist er begeistert. „Es ist kaum zu glauben, an welchen Orten es jetzt Schulen oder Kliniken gibt“, lobt er.