Stammzelltherapie bei Herzschwäche

Rostock (dpa) - Mit einer europaweiten Studie wollen Mediziner die Anerkennung von adulten Stammzellen als Arzneimittel gegen Herzschwäche erreichen.

Dazu sollen von 2012 an rund 3000 Patienten in bis zu 20 Kliniken mit Stammzellen behandelt werden, wie der Rostocker Herzchirurg Gustav Steinhoff am Mittwoch sagte. Bislang seien in gut 100 internationalen Studien mehr als 10 000 Menschen so therapiert worden. Bei 60 Prozent der Patienten sei eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität eingetreten. Die Sterblichkeit dieser Patienten liege um bis zu zehn Prozent unter der von den Menschen, die mit den klassischen Methoden behandelt wurden. Beim Gewinnen adulter Stammzellen werden keine Embryonen zerstört.

Steinhoff gilt zusammen mit dem Düsseldorfer Kardiologen Bodo- Eckehard Strauer als Pionier der Stammzelltherapie bei Herzerkrankungen. Beide hatten eigenen Angaben zufolge unabhängig voneinander vor zehn Jahren die ersten Versuche mit dieser Therapie gestartet. Bei einem Symposium in Rostock wurden am Mittwoch die Perspektiven dieser Therapie erörtert.

Dabei wenden die beiden Mediziner noch heute unterschiedliche Methoden an. In Rostock werden die körpereigenen Stammzellen meist bei Operationen am offenen Herzen direkt in den Herzmuskel gespritzt. In Düsseldorf gelangen die „zellulären Alleskönner“ per Katheter an den Ort, wo sie gebraucht werden. Bei beiden Verfahren siedelten sich die Zellen an und das kranke Herzgewebe regeneriere sich.

Der Vorteil der Stammzelltherapie liege darin, dass die Ursachen der Herzschwäche und nicht nur die Symptome behandelt werden, sagte Strauer. Beide Mediziner betonten, dass bislang keine negativen Nebenwirkungen der Therapie bekannt sind.

Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist eine weit verbreitete Erkrankung, von der bundesweit rund 1,2 Millionen Menschen betroffen sind. Wichtigste Ursachen sind Herzinfarkte und Bluthochdruck. Nach Angaben der Mediziner könnten bis zu zehn Prozent dieser Kranken für eine Stammzell-Therapie infrage kommen. Bislang würde diese Therapie noch in Frankfurt/Main, Hannover und Berlin angewandt. Derzeit zahlten die Krankenkassen das Verfahren nur auf Antrag, Ablehnungen gebe es aber nicht.