Mondfinsternis meist von Wolken verdeckt
Hamburg/Offenbach/Nebel (dpa) - Die längste Mondfinsternis seit mehr als zehn Jahren hat Himmelsgucker auf der halben Welt begeistert - „Mofi“-Fans in Deutschland hatten jedoch Pech: Der rote „Blutmond“ blieb in der Nacht zu Donnerstag weitgehend hinter Wolken verborgen.
„Es sind Wolkenlücken dagewesen, aber das Ganze hat sich zu sehr am Horizont abgespielt“, berichtete der Sprecher der Vereinigung der Sternfreunde, Jost Jahn, in Nebel auf der Nordseeinsel Amrum. „Es wäre reine Glückssache gewesen, da einen Blick schräg hindurch zu erhaschen.“
Beobachter zwischen Norwegen und Australien sowie vom Iran bis nach Brasilien konnten bestaunen, wie der Erdtrabant langsam in den Schatten unseres Planeten eintauchte und sich dabei tiefrot färbte. Zu einer Mondfinsternis kommt es, wenn der Mond durch den Erdschatten wandert. Der rote Schimmer dabei rührt von langwelligem Licht, das von der Erdatmosphäre in den Schattenkegel gestreut wird. Die genaue Färbung hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Asche- und Staubgehalt der Erdatmosphäre ab und kann von Finsternis zu Finsternis variieren.
Das kosmische Schattenspiel begann kurz vor 20.30 Uhr (MESZ), als der Erdschatten langsam den Vollmond „anknabberte“. Über Deutschland war der Erdtrabant zu dieser Zeit allerdings noch gar nicht aufgegangen. Hier kroch er erst nach 21.00 Uhr und meist schon völlig verfinstert über den Südosthorizont. Vielerorts versuchten die Beobachter dann vergeblich, bis zum Ende des Spektakels gegen Mitternacht einen Blick durch Wolkenlücken zu erhaschen - der „Blutmond“ stieg bis dahin nur 10 bis 15 Grad über den Horizont.
Vor allem im Süden machte der Deutsche Wetterdienst (DWD) zwar auch immer wieder Wolkenlücken aus. Vielerorts sei der Himmel aber komplett zugezogen gewesen, berichteten die Meteorologen in Offenbach. Auch die Vereinigung der Sternfreunde (VdS) hatte kein Glück. „Weder im Westen von Köln noch in Kirchheim bei Erfurt konnten wir während der Wanderung des Mondes durch den Kernschatten der Erde eine passende Lücke in den Wolken ergattern“, berichteten die Amateurastronomen im Internet. In Berlin und Hamburg blieb es ebenfalls weitgehend bedeckt.
Andernorts hatten Beobachter mehr Glück. Live-Bilder aus Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigten den verfinsterten Erdtrabanten in Dunkelrot. „Die Färbung war etwas dunkler als ich sie bei früheren Finsternissen gesehen habe“, berichtete etwa eine Beobachterin aus Ungarn auf der Internetseite spaceweather.com. Ursache könnte die Asche der chilenischen Vulkankette Caulle sein. Sie hatte Anfang Juni riesige Aschemengen in die Atmosphäre geblasen, die auch den Flugverkehr in Australien beeinträchtigt hat.
Je klarer die Atmosphäre ist, desto heller erscheint der Mond während einer Finsternis. In der Nacht zu Donnerstag lief der Erdtrabant allerdings fast mittig durch den Schattenkegel unseres Planeten, wohin am wenigsten Licht gestreut wird. Auch dadurch könnte er dunkler erschienen sein, wie Astronomen erläuterten.
Insgesamt verbrachte der Mond mehr als 100 Minuten komplett im Kernschatten der Erde. Einen Logenplatz für das Spektakel hatte die NASA-Mondsonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“ (LRO): Sie kreist in nur rund 50 Kilometern Höhe über dem Erdtrabanten und sollte messen, wie stark sich die Mondoberfläche während der Finsternis abkühlt, wenn das Sonnenlicht von der Erde abgeschattet wird. Eine Auswertung der Daten lag am Donnerstag noch nicht vor.
Deutsche „Mofi“-Fans können jetzt auf 2015 hoffen, wenn hierzulande die nächste totale Mondfinsternis zu beobachten sein wird. Zwar kommt es am 10. Dezember 2011 erneut zu einer totalen Finsternis, über Deutschland geht der Mond dann jedoch erst nach dem Ende der totalen Phase auf.