Ein Eisbärchen zum Verlieben: Anori schmust mit der Mama

Die Schwarz-Weiß-Bilder der Überwachungskamera zeigen die Kinderstube mit einer liebevollen Bären-Mutti.

Wuppertal. Sie schmusen, sie kuscheln, sie beschnuppern sich. Vilma und Anori kann nichts trennen — schon gar nicht aus der Ruhe bringen. Vier Wochen nach Anoris Geburt steht fest: Das helle Eisbärchen ist tatsächlich ein Schwarz-Weiß-Star. Und die Szenen, die sich im Wuppertaler Zoo abspielen, sind filmreif — im wahrsten Sinne des Wortes.

Ab sofort soll es jeder sehen: Mutter und Tochter sind ein tierisch eingespieltes Team. Die Überwachungskamera bringt es ans Licht: Wenn die Eisbären-Mama ihr Junges sanft abschleckt, liebevoll mit der Nase stupst oder vorsichtig aufrichtet, weil es nicht zu lange auf dem Boden liegen soll, freut sich (nicht nur) Zoodirektor Ulrich Schürer. Die stolze Eisbären-Mutti kümmert sich vorbildlich um das Bärenmädchen, das am 4. Januar auf die Welt kam. „Die Kleine wird beschützt, versorgt und abgeleckt.“ Der Profi ist erleichtert.

Aber auch menschlichen Zaungästen darf das Herz aufgehen: Während das Jungtier in der Wurfhöhle ungestört wachsen soll und sich Neugierige gedulden müssen, bis sie das Bären-Baby — voraussichtlich ab April — live bewundern können, hat das Zoo-Team einen Monitor eingeschaltet. Die Schwarz-Weiß-Bilder können in der Pinguinanlage bewundert werden — in direkter Nachbarschaft zum Eisbären-Revier. So sind Zoobesucher nicht mittendrin, aber doch dabei: Via Monitor haben sie beste Sicht auf Anoris Kinderstube. Sogar die Geburt ist rückblickend zu sehen: Der Zoo präsentiert sozusagen ein „Best of Anori“.

Dass keine Live-Bilder dabei sind, hat seinen Grund: „Einmal am Tag sichten wir die Aufzeichnungen und stellen die besten Szenen zusammen“, erklärt Schürer. Würde der Direktor keine Auswahl treffen, sähen die „Fernsehzuschauer“ vermutlich immer wieder nur das Eine: ein schlafendes Baby. Schlummern ist nach wie vor Anoris Lieblingsbeschäftigung. Das könnte sich allerdings bald ändern: „Anori hat die Augen fast offen“, verrät Schürer. „Die Augenschlitze kann man schon erkennen. Ich denke, dass sie in zwei, drei Tagen sehen kann.“ Und dann vermutlich auch aktiver wird. Den Rhythmus gibt sie selbst vor: Aus der Höhle kommt sie, sobald sie laufen kann — der Experte rechnet damit, dass es im April so weit sein könnte.

Bis dahin wartet Schürer gespannt auf den Moment, in dem er die junge Bärendame zum ersten Mal in Händen halten kann. Erst dann steht nämlich fest, wie schwer sie ist. „Bei ihrer Geburt war sie schätzungsweise so groß wie ein Meerschweinchen“, sagt der Zoo-Chef. „Ich denke, inzwischen hat sie ihr Gewicht verdoppelt.“ Ob Anori, die Halbschwester des berühmten Knut aus Berlin, denn wirklich ein Mädchen ist? Schürer lacht. „Auch das wissen wir erst ganz genau, wenn wir sie untersuchen können.“

Fest steht hingegen bereits, dass das Wuppertaler Baby nicht nur bundesweit, sondern auch in Brasilien für Furore sorgt. Denn was das Zoo-Team bei der Namensgebung nicht wusste: Eine Stadt in Brasilien heißt genau so wie der kleine Medien-Star. Brasilianer sind deshalb ganz heiß auf Neuigkeiten aus dem kühlen Wuppertal. Ihnen kann man getrost mitteilen: Im Bergischen Land wird gekuschelt, geschnuppert und geschmust — in einer Endlosschleife, die alle zehn Minuten von vorne beginnt.