Gastspiel Ein Leben im Rhythmus der Taiko-Trommeln
Vom 21. bis zum 26. Juli kommt Yamato zum Kölner Sommerfestival in die Philharmonie.
Köln/London. Wer vor den großen Taiko-Trommeln steht, verspürt direkt die Lust, diese mit den Holzstöcken zu bearbeiten. Die Stöcke sind etwa so dick wie ein Besenstiel. Für die größte Trommel steht sogar eine richtige Holzkeule bereit. Allerdings dauert es nicht lange, bis den Ungeübten beim Trommeln die Kräfte verlassen.
Auch die Perfektion, mit der die japanischen Trommler von Yamato gerade noch bei ihrer Show in einem Londoner Theater auf ihre Instrumente geschlagen haben, scheint absolut unerreichbar. Die aktuelle Tour führt die Japaner vom 21. bis zum 26. Juli zum Kölner Sommerfestival in die Philharmonie.
Die teilweise bis zu 400 Jahre alten Trommeln werden von den Profis mit einer Spitzenfrequenz von bis zu 500 Schlägen in der Minute bearbeitet. Laien haben an den Trommeln keine Chance. Das liegt auch daran, dass die Profis ihr komplettes Leben ihrer Kunst widmen. So lebt die Truppe um Yamato-Gründer Masa Ogawa sowohl in Japan als auch auf Tour zusammen und absolviert stets gemeinsam das Tagesprogramm: „Wir stehen um 6.30 Uhr auf und beginnen den Tag mit einem zehn Kilometer-Lauf. Später kommt dann das Krafttraining“, sagt Gen Hidaka (32), der seit acht Jahren zum Ensemble gehört.
Trainiert wird mit den kleinen, etwa zehn bis zwölf Kilo schweren Shime-Daiko genannten Trommeln, die wie Hanteln gestemmt werden. „Danach schwingen wir unsere Drumsticks durch die Luft, das ist dann so etwas wie Lufttaiko. Der Nachmittag ist der Arbeit an den Trommeln gewidmet — das geht oft bis tief in die Nacht“, berichtet der 32-Jährige.
An ihren Instrumenten setzen die japanischen Künstler ihren gesamten Körper ein, entsprechend durchtrainiert sind die Künstler, die täglich etwa zehn Stunden an ihren Trommeln arbeiten.
Zum Leben der Taiko-Trommler gehört auch das gemeinsame Kochen: „Bei der Show verlieren wir bis zu zwei Kilo, deshalb ist danach direkt viel Essen angesagt.“ Dabei setzt man gerne auf Reisgerichte und nimmt dafür in größerer Menge auch Zutaten auf Tour mit. „In Deutschland gönnen wir uns aber auch mal ein Schnitzel oder Eisbein“, verrät Hidaka.
Bei der aktuellen Tour „Bakuon — Legend of a Heartbeat“ sind auch viele junge Ensemblemitglieder dabei. „Eigentlich ist Taiko bei den jungen Menschen nicht so angesagt“, weiß der 21-jährige Kenta Ono. Trotzdem gibt es in Japan derzeit etwa 10 000 Taiko-Gruppen, allerdings schaffen es die wenigsten, wie Yamato weltweit aufzutreten.
Kento Ono kam bereits mit acht Jahren zum Taiko: „Ich war ein eher schüchternes Kind und trat nicht gerne vor Leuten auf. Doch mit Taiko hat sich das geändert, mit der Zahl der Auftritte stieg mein Selbstbewusstsein. Taiko verändert nicht nur den Körper sondern auch das Denken“, sagt der junge Japaner, der auf der Bühne ein wahres Energiebündel ist. Dabei geht das Zusammenleben der Gruppe über das reine Trommeln hinaus. „In unserer Heimatstadt Asuka veranstalten wir regelmäßig eine große Putzaktion, bei der alle Ensemblemitglieder helfen. Solche gemeinnützigen Aktionen sind ein fester Bestandteil unserer Gemeinschaft“, sagt Hidaka.