Ein Leben nach dem „Tatort“
Charles Brauer verkörperte 15 Jahre lang den Kommissar Brockmöller. Am Samstag wird er 75 und feiert im kleinen Kreis.
Basel. "Tatort"? Das war einmal, vor zehn Jahren war Schluss. Für den Schauspieler Charles Brauer ist es normal, dass ihm die Frage nach seiner Rolle in der ARD-Krimireihe immer wieder gestellt wird. "Es war ja auch wirklich eine gute Zeit", so sieht er das heute. Doch am Samstag, da er 75 Jahre alt wird, ist das auch für ihn kein Thema mehr.
Theater, ein Film, ansonsten das Leben an der Seite seiner Frau Lilot Hegi an seinem Wohnort Böckten bei Basel genießen - das zählt. Und so soll es denn auch noch einige Zeit bleiben, wurde doch seine Mutter stolze 101.
Entdeckt wurde der in Berlin aufgewachsene Charles 1946 von Regisseur Gerhard Lamprecht. Damals, mit elf, hieß er mit Nachnamen noch Knetschke. Lamprecht engagierte ihn für den Film "Irgendwo in Berlin". Es war der zweite deutsche Film nach dem Krieg, eine Defa-Produktion. Charles bekam einen Zweijahresvertrag.
Damit konnte er auch zum Lebensunterhalt seiner Eltern beitragen. 1954 siedelte er nach Hamburg um, und 1956 holte ihn Gustaf Gründgens an das Deutsche Schauspielhaus, an dem er 20 J ahre engagiert war.
Von 1976 bis 1983 war er bei den Münchner Kammerspielen beschäftigt. Seine Fernseh-Laufbahn begann 1954 mit der Kultserie "Familie Schölermann", später folgten Filme wie "Die Affäre Dreyfus", "Das Attentat" und der Sechsteiler "Jenseits der Morgenröte".
Und dann natürlich "Tatort". Er und Manfred Krug galten als unzertrennlich. Charles Brauer bildete mit dem noch prominenteren Kollegen 15 Jahre ein Duo, die "Swinging Cops". Das Gespann Brockmöller/Stoever war in 38 "Tatort"-Folgen zu sehen. Ende 2000 war dann Schluss. Sie drehten ihren letzten Krimi für den Norddeutschen Rundfunk. "Wir beide steigen gemeinsam aus", sagte Brauer damals. Er und sein Partner erhielten 2001 die Goldene Kamera. Ihre gemeinsam besungene CD "Tatort - Die Songs" wurde mehr als 150 000 Mal verkauft.
Insgesamt hat Brauer beruflich, aber auch privat ein bewegtes Leben hinter sich. Der Schauspieler war drei Mal verheiratet. Seine erste Ehe mit der Journalistin Marlet Schaake dauerte von 1963 bis 1965. Seine zweite mit Kollegin Witta Pohl wurde 1976 geschieden. Aus der Beziehung gingen die Zwillinge Stefanie und Florian hervor. Später lebte Brauer mit der Schauspielerin Lisi Mangold zusammen, die nach acht gemeinsamen Jahren an Krebs starb. Jetzt ist Brauer mit der Bühnenbildnerin Lilot Hegi verheiratet. Der gemeinsame Sohn Jonas beendet gerade sein Studium.
Lilot Hegi ist es auch, die in seinem jüngsten Theaterprojekt, dem Stück "Am goldenen See" am Schlossparktheater in Berlin, für das Bühnenbild und die Kostüme verantwortlich ist, erzählt Brauer mit Stolz. "Ich bin sehr zufrieden, ich habe ein erfülltes Leben", blickt er zurück. In diesen Tagen ist Mallorca häufig sein Ziel, wo er mit Ruth Maria Kubitschek für die ARD einen Film dreht. Dort wird er auch am Samstag sein - ohne große Geburtstagsparty. Die Ruhe, die er im "Tatort" ausstrahlte, ist Teil seines Lebens geworden.