Ein Quartett auf Kita-Kurs
Die Vierlinge aus Leipzig sind 18 Monate alt — und somit reif für die Kinderkrippe. Ihre Eltern freuen sich auf die neue Erfahrung.
Leipzig. Das rote Krippenwägelchen steht startklar bei Familie Mehnert in Leipzig. In einem Monat ist es soweit: Die inzwischen anderthalbjährigen Vierlinge Laura, Kim, Jasmin und Sophie kommen in die Krippe. Mutter Janett stöhnt, denn das bedeutet neuen Trubel im Hause Mehnert: „Unser großer Sohn muss ja auch in die Schule. Das heißt, wir müssen frühstücken, die vier Mädels anziehen, Lucas in die Schule bringen — und dann schaffen wir die Mädels zu zweit in die Krippe. Aufwändig, aber anders geht es nicht.“
Obwohl den Mehnerts damit jeden Morgen ein Kraftakt bevorsteht, freut sich die Mutter auf die Krippenzeit. „Ich möchte erstens die sozialen Kontakte für die Mädels. Und zweitens habe ich ja bei Lucas gesehen, wie er davon profitiert“, sagt sie. „Ich quatsche ja auch viel mit den Mädels, aber es ist trotzdem etwas anderes, wenn sie in eine Einrichtung gehen. Man ist zwar Mutter, aber eben keine Erzieherin.“
In der Kita „Tausendfüßler“ der Volkssolidarität sind alle schon ganz gespannt. „Wir freuen uns auf die Vierlinge. Das ist schon was Besonderes. Wir hatten schon Zwillinge, aber Vierlinge noch nie“, sagt Leiterin Margitta Winkler. Sorgen, dass man die eineiigen Schwestern nicht auseinanderhalten könnte, macht sich das Kita-Personal nicht. Man werde eine Lösung finden. Mutter Mehnert überlegt, zur Sicherheit je einen Fingernagel von Laura, Kim, Jasmin und Sophie zu lackieren — für jedes Mädchen in einer eigenen Farbe. „Aber jetzt warten wir mal die Eingewöhnung ab. Die sind schon unterschiedlich.“
Janett Mehnert schafft es tatsächlich, mit traumwandlerischer Sicherheit zu sagen, ob gerade Kim brabbelt oder es doch Sophie ist, die eine Grimasse schneidet. Wie macht sie das? „Keine Ahnung, ich weiß es einfach.“ Papa Marcus, die Großeltern und Freundin Claudia, die viel im Haushalt hilft, könnten das auch. „Je länger man sie sieht, desto eher kann man sie auseinanderhalten“, sagt Mehnert. Der siebenjährige Bruder Lucas komme auch gut klar. „Der hat jedes Mal eine andere Lieblingsschwester. Je nachdem, welche gerade mit ihm kuschelt“, erzählt die Mutter.
Die Eltern sind glücklich, dass die Vierlinge sich gut entwickeln. Dass sie im Januar 2012 als Frühchen schon in der 28. Schwangerschaftswoche auf die Welt geholt wurden, merkt man ihnen nicht an. Heute können sie schon ein paar Schritte an der Hand laufen.
Jasmin sei die Kuscheligste des Quartetts. „Sophie ist ein Klappskopp, und Laura nenne ich immer ,Bocki’, sagt Mehnert lachend. „Kim weiß Bescheid. Sie ist die Weiteste von allen. Wenn die etwas macht, weiß ich immer schon, was bei den anderen Dreien bald kommt.“
Für Außenstehende ist es immer wieder erstaunlich, wie die Mehnerts ihren außergewöhnlichen Alltag meistern. Neben der Unterstützung in der Familie gab es vor kurzem auch eine Überraschung: Eine kinderlose Seniorin aus Thüringen spendete Geld für Spielgeräte im Garten. Ansonsten ist Papa Marcus derzeit Alleinverdiener. Aber auch das soll sich bald ändern. Anfang 2014 steht der Familie die nächste Herausforderung bevor: Dann will Mutter Janett, eine Friseurmeisterin, wieder arbeiten gehen.