Ein taktischer Kompromiss
Dass sich die Bahn 15 Jahre nach dem Unfall von Eschede bei den Angehörigen entschuldigt, wirkt wie ein Akt später Einsicht. Doch so wie sich Bahnchef Rüdiger Grube am Montag in Eschede geäußert hat, bleiben daran Zweifel.
Sicherlich habe die Bahn auch Fehler gemacht, formulierte er juristisch zu glatt geschliffen, um in dem emotionalen Moment wirklich versöhnen zu können.
Denn nicht nur „sicherlich“, sondern „sicher“ ist, dass sich die Bahn in den vergangenen 15 Jahren den Überlebenden und Hinterbliebenen gegenüber alles andere als versöhnend verhalten hat. Als es um Schuldfrage und Entschädigungen ging, zeigte der Konzern seine kalte bürokratische Seite, bewertete nach rein juristischen Aspekten. Dieses jahrelange Leid nach dem eigentlichen Leid des persönlichen Verlustes erwähnte Grube nicht.
Insofern haben sich Bahn und Hinterbliebene nun bei der Entschuldigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt, um die Wunde verheilen zu lassen. Wenn die Bahn wirklich versöhnen will, reicht eine Rede dafür längst nicht aus.