Säure-Opfer: „Ich habe angefangen zu brennen“
21-Jährige aus Hilden wird ihr Leben lang unter den Folgen des Attentats leiden. Auf der Straße fühlt sich Reyhan C. beobachtet.
Düsseldorf/Hilden. Es waren schreckliche Fotos, die im großen Saal des Düsseldorfer Landgerichtes zu sehen waren. Sie zeigten die Verletzungen von Reyhan C., die sie bei dem Schwefelsäure-Anschlag im Dezember vergangenen Jahres davongetragen hat. Bis heute leidet die 21-Jährige unter den Folgen. Die Narben im Gesicht, am Hals und am Oberkörper werden ihr ganzes Leben lang sichtbar sein. Fast regungslos verfolgten ihr Ex-Freund Serhat K. (23) und sein Handlanger Alan K. (19) die Aussage der angehenden Kauffrau auf der Anklagebank.
Bis heute muss Reyhan C. einen Kompressionsanzug gegen die Narben auf ihrer Haut tragen. Sie wird mehrere schwere Operationen auf sich nehmen müssen, um die schlimmsten Spuren der Schwefelsäure zu beseitigen. Doch nicht nur auf der Haut werden Narben zurückbleiben: „Ich kann nicht mehr ungeschminkt aus dem Haus, ich kann nicht mehr schwimmen gehen oder etwas Kurzes tragen. Und ich fühle mich beobachtet.“
Serhat K. hatte sie im Mai vor zwei Jahren im Internet kennengelernt, wenige Tage später wurden sie ein Paar. Von Anfang an setzte der 23-Jährige die junge Frau unter Druck: „Ich durfte mich nicht mehr mit Freunden treffen, nicht mit anderen Männern reden.“ Im November 2011 rastete Serhat K. aus. Er schlug seine Freundin aus nichtigem Anlass so zusammen, dass sie Strafanzeige erstattete.
Obwohl Reyhan C. eine Verfügung vom Amtsgericht erwirkte, dass der Energieberater sich ihr nicht mehr nähern durfte, lauerte Serhat K. ihr immer wieder auf und versuchte sogar, die 21-Jährige zu entführen.
Am 29. Dezember 2012 saß Reyhan C. gerade mit ihren Großeltern beim Frühstück, als es an der Tür der Hildener Wohnung klingelte. Da stand der von seinem älteren Freund beauftragte Alan K., der ihr Augenblicke später die Säure über den Kopf schüttete: „Mit richtigem Hass, so als ob ich ihm etwas getan hätte.“ Sekunden später fühlte sie den Schmerz: „Ich habe gespürt, wie ich angefangen habe zu brennen und mich aufzulösen.“