Vorraussichtlich 140 fehlende Kita-Plätze im kommenden Jahr
Voraussichtlich werden im kommenden Kindergartenjahr 140 Plätze fehlen.
Haan. Der Stichtag rückt näher. Zum 1. August muss die Stadt Haan wie alle anderen Kommunen in NRW theoretisch für jedes Kind, das das erste Lebensjahr vollendet hat, einen Betreuungsplatz in einer Tageseinrichtung bereitstellen. Experten zufolge soll es reichen, wenn die Stadt 35 Prozent der Kinder einen entsprechenden Platz zur Verfügung stellen kann.
Eine gesetzliche Vorgabe sind diese 35 Prozent nicht. Inzwischen gehen aber auch die Verantwortlichen bei der Stadt davon aus, dass diese fiktive Quote nicht ausreicht. Stattdessen ist inzwischen von 60 Prozent die Rede. Sprich: Mehr als die Hälfte aller Kinder in Haan, die jünger als drei Jahre sind, werden — so die Prognose — von ihren Eltern in einer Kindertagesstätte oder in der Tagespflege angemeldet.
Damit ist klar, dass nicht alle Wünsche nach Betreuung erfüllt werden können. Vor allem im kommenden Kindergartenjahr ist die Stadt noch weit von der eigenen Vorgabe entfernt. Dabei schafft die Stadt die immer wieder prognostizierten 35 Prozent locker, kann sogar 36,5 Prozent aller Haaner Kindern zwischen ein und drei Jahren einen Platz in einer Einrichtung garantieren. Werden die Betreuungsplätze in der Tagespflege dazugerechnet, sind es sogar 47,8 Prozent. Aber das reicht eben nicht.
Bereits im März hatte Jugendhilfeplaner Christoph Tober angekündigt, dass der tatsächliche Bedarf höher ausfallen wird. Werden die geschätzten 60 Prozent der Berechnung zugrunde gelegt, sind es 140 bis 150 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren, die fehlen.
Aktuell musste die Stadt etwa 200 Absagen an Eltern, die ihre Jüngsten zur Betreuung in einer Kita ab dem Sommer angemeldet haben, verschicken. „Darunter sind viele Doppelanmeldungen“, sagt Kinder- und Jugenddezernentin Dagmar Formella. Sie relativiert die hohe Zahl. „Wir gehen davon aus, dass ein Drittel reelle Ablehnungen für einen Platz in der Wunschkita sind“, sagt sie. Oft hätten Eltern ihre Kinder in zwei oder drei Einrichtungen angemeldet und würden jetzt entsprechende Absagen erhalten. Um diese gängige Praxis der Eltern künftig besser regeln zu können, will die Stadt ein elektronisches Anmeldeverfahren via Internet einführen, das aber erst im kommenden Jahr laufen wird.
Verzögerungen gibt es auch bei der Schaffung neuer Plätze. Zurzeit sind eine Reihe von Neu- und Anbauten geplant. In Betrieb werden die neuen Kitas aber erst im übernächsten Jahr und später gehen. Noch vor der Sommerpause könnte mit dem Bau des Kindergartens im Hasenhaus in Gruiten begonnen werden, spätestens zum Jahresende soll der viergruppige Neubau der katholischen Gemeinde an der Hochdahler Straße folgen.
In der zweiten Jahreshälfte will die Stadt ihre Pläne für einen Kita-Neubau auf dem Gelände der Grundschule Bollenberg konkretisieren. Und der Haupt- und Finanzausschuss hat der evangelischen Gemeinde die Million für ihren geplanten Anbau auf dem Gelände Bismarckstraße bewilligt.
Im Zuge der Haushaltsplanberatungen hatte die SPD noch einmal für den Standort Dieker Straße für eine städtische Kita geworben. „Wir brauchen jetzt eine Lösung“, sagte Bernd Stracke: „Wir können den Eltern doch nicht eine erste Lösung 2016 anbieten.“
Überzeugen konnte die SPD nicht, unter anderem deshalb, weil das ehemalige Musikschulgebäude als Übergangsgebäude während des Baus des Gymnasiums genutzt werden soll. „Wir müssten das Gebäude für eine Kita-Nutzung umbauen und dann für die Nutzung als Schule wieder rückbauen“, erläuterte Technischer Dezernent Engin Alparslan: „Das kostet ein Heidengeld.“ Aber er kündigte an: „Es wird Entlastung geben, aber nicht zum nächsten Kindergartenjahr.“