Verzweifelter Kampf gegen die Fluten

Schlimmste Hochwasserlage seit 2002. Zehntausende Menschen betroffen. Pegel im Osten und Süden steigen weiter.

Passau/Dresden. Müde und erschöpft lehnt Günther Loibl an der Hauswand. Hilflos muss er mit ansehen, wie die Feuerwehr versucht, sein Lebenswerk zu retten. Der 45-Jährige bangt um seine Gaststätte in der Passauer Innenstadt — die Wassermassen des Rekordhochwassers von Donau und Inn sind unnachgiebig. Große Teile der Altstadt und der Fußgängerzone drohen in den Fluten der beiden Flüsse zu versinken. Loibl hat sein Lokal in die Hände der Feuerwehr gelegt: „Was die leisten, ist brutal. Die versuchen, jeden Zentimeter zu retten.“

In vielen anderen Fällen sind die rund 600 Einsatzkräfte machtlos. Gerhard Kaltenecker, seit Sonntag mit seinen Kameraden in Passau im Einsatz: „Wir fahren Schichtdienst, weil die Arbeit in der nassen Kälte sehr kräftezehrend ist.“ Nach ein paar Stunden Schlaf geht es wieder an die Arbeit. Auch in den anderen Hochwassergebieten ist die Lage dramatisch. Ein Überblick:

In Rosenheim ist die Lage nach wie vor schwierig: Nach einem Dammbruch des Auerbaches mussten rund 170 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Außerdem drohte ein weiterer Damm in Kolbermoor bei Rosenheim zu brechen.

In sieben Landkreisen und den Städten Dresden, Chemnitz und Zwickau galt Katastrophenalarm. Tausende Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Einige Hausbesitzer verweigerten die Evakuierung — zum Ärger von Landesinnenminister Markus Ulbig (CDU): „Das, was wir hier machen, ist kein Spaß.“ In Dresden wurde ein Pegelstand von bis zu neun Metern erwartet — fast so viel wie bei der Jahrhundertflut im August 2002 (9,40 Meter). An der Weißen Elster und den Mulden im Landkreis Leipzig wurden die Evakuierungen ausgeweitet.

In Gera sowie den Kreisen Greiz und Altenburger Land, wo Katastrophenalarm herrschte, mussten sich mehr als 2000 Menschen in Sicherheit bringen. Der bereits am Wochenende evakuierte Ort Serbitz stand komplett unter Wasser. In Gera befürchtet die Stadtverwaltung das Bersten einer Hochwasserschutzmauer, die nur noch 30 Zentimeter aus dem Wasser ragte.

Drei Tage nach einem Sturz in die tosende Elsach ist die Leiche eines Hochwasser-Opfers in Baden-Württemberg gefunden worden. Der Körper des 46-jährigen Bauarbeiters sei bei Metzingen gefunden worden.