Ein trauriges Leben am Kaiserhof
Japans Kronprinzessin Masako wird 50 Jahre alt. Die Kritik, dass sie so selten öffentlich auftritt, wird lauter.
Tokio. Was ist bloß aus Masako geworden? Wenn in Japan die Rede von der Kronprinzessin ist, dann klingt das wenig erfreulich. Seit Jahren ist die einst unbeschwerte Karriere-Diplomatin, die heute 50 Jahre alt wird, gesundheitlich angeschlagen. Selten lässt sie sich in der Öffentlichkeit blicken. Doch das Volk bringt längst nicht mehr nur Mitleid auf. In Klatschblättern und Sozialen Netzwerken finden sich auch viele gehässige Stimmen über die Gattin von Kronprinz Naruhito. Sie sei untätig, verschwende nur Steuergelder und sei unfähig, ihre Rolle als künftige Kaiserin Japans wahrzunehmen.
Diese Aufgabe könnte auf Masako schon bald zukommen. Kaiser Akihito, der am 23. Dezember 80 Jahre alt wird, und seine 79 Jahre alte Gemahlin Kaiserin Michiko sprechen bereits offen über ihre Bestattung. Dies sei eine „versteckte Botschaft“ an das Kronprinzenpaar: „Eure Zeit rückt näher. Seid Euch darüber bitte mehr bewusst“, zitierte die Zeitschrift „Shukan Gendai“ eine Quelle aus dem Hof.
Mit zunehmend kritischem Unterton ergehen sich Zeitschriften darüber, wie aktiv Kronprinzessin Masako privat sei, während sie offiziell weiter als krank gelte. Bei der Abreise von Masako und ihrer Familie zu einem Skiurlaub habe einmal ein Mann auf dem Tokioter Bahnhof Masako angeschrien, berichtete das Blatt „Josei Seven“. „Du stiehlst unser Steuergeld! Du täuschst eine Krankheit vor und schwänzt offizielle Verpflichtungen. Hau‘ ab aus dem Kaiserhaus!“
20 Jahre sind Masako und ihr Mann verheiratet, fast die Hälfte dieser Zeit ist Masako bereits krank. Offiziell leidet sie unter einer „Anpassungsstörung“, die vom Stress ihres Amtes herrühre. Beobachter sehen dahinter vor allem den lange Zeit auf ihr lastenden Druck, einen männlichen Thronfolger zu gebären.
Die Kronprinzessin brachte zwar schließlich Tochter Aiko zur Welt, doch Frauen ist der Thron verwehrt. Das Thronfolgerproblem war schließlich gelöst, als Naruhitos jüngerer Bruder Akishino und dessen Frau, Prinzessin Kiko, 2006 einen Sohn bekamen: Prinz Hisahito.
Für Masako bedeutet dies dennoch keine Entlastung. Immer öfter wird sie mit ihrer Schwiegermutter, Kaiserin Michiko, verglichen. Bewegt verfolgt das Volk, wie sich die greise Kaiserin an der Seite ihres Mannes unermüdlich für ihr Land einsetzt. Kritiker v ermissen bei Masako diesen „Geist der Selbstlosigkeit und mütterlichen Liebe“, den die Kaiserin für das Volk aufbringe, wie es die Zeitschrift „Shukan Gendai“ ausdrückte. 2004 hatte der Thronfolger für Wirbel gesorgt, als er sagte, es habe „Bestrebungen“ am Hofe gegeben, die Karriere und Persönlichkeit seiner Gemahlin zu untergraben.
Doch andererseits ist der Kaiser auch ein Vorbild für seinen Sohn: Schließlich hat auch der damalige Kronprinz Akihito im April 1959 mit der fast 2000 Jahre alten Hoftradition gebrochen und die bürgerliche Michiko Shoda geheiratet.