Eine Monheimerin Kadettin segelt auf der Gorch Fock
Laura Sanders gehört zu den Kadetten, die zur 163. Ausbildungsfahrt mit dem Segelschiff aufgebrochen sind.
Kiel. „Mein Arbeitsplatz ist da oben“, sagt die Kadettin Laura Sanders auf dem Deck der „Gorch Fock“ und lenkt den Blick hinauf zur Takelage. Im Kieler Tirpitzhafen sind das „nur“ 38 Meter, unter Segeln werden es 42 Meter Höhe sein. Am Dienstag startete die 19-Jährige mit 94 weiteren Offiziersanwärtern zur Ausbildungsfahrt auf dem Segelschulschiff der Marine. Das Ziel sind die Kanaren.
„Es ist meine erste richtige Seefahrt überhaupt“, erzählt die Rheinländerin aus Monheim bei Düsseldorf. Über die Frage, ob schon ihre Eltern mit der Marine zu tun hatten, lacht sie herzlich. „Mein Vater hat den Wehrdienst verweigert, meine Mutter ist Sozialpädagogin — die hatten beide was gegen die Bundeswehr, aber das hat sich ein wenig gelegt.“
Über einen befreundeten Piloten konnte sie in den USA in einem Flugzeug ein bisschen Cockpit-Atmosphäre schnuppern und war begeistert. Sie bewarb sich bei der Bundeswehr. „Ich will eigentlich zu den Marinefliegern, aber jeder Offiziersanwärter der Marine wird auf der „Gorch Fock“ ausgebildet.“ Die Eignungsprüfung als Hubschrauberpilotin hat sie bereits bestanden. Zweieinhalb Wochen hat der Test gedauert, nur ein Bruchteil der Bewerber ist geeignet.
Laura Sanders
Angst vor der obersten Takelage des Dreimasters kennt die sportliche 19-Jährige nicht: „Ich habe mich freiwillig dazu gemeldet, wollte dort hochklettern — da oben hat man einen wunderbaren Ausblick.“ Der tödliche Sturz einer Kadettin im November 2010 scheint Laura Sanders nicht zu belasten. In der Marineschule in Flensburg-Mürwik wurde als Konsequenz aus dem Unfall ein Übungsmast errichtet. „Beim Übungsmast bist Du komplett gesichert, in der Takelage nur an den schwierigen Stellen“, berichtet Sanders.
Gewisse Schwierigkeiten könnte nach Einschätzung von Laura Sanders die Müdigkeit auf See machen. Aber sie lobt die Ausbilder. Als sie einmal Kopfschmerzen hatte, musste die Kadettin nicht in die Takelage. Die Unterbringung schreckt Sanders nicht, „das geht eigentlich ganz gut“. Die Kadetten sind in mehreren Hängematten-Reihen untereinander und nebeneinander untergebracht. Zwei Wochen lang hat sie schon vor Fahrtbeginn an Bord geschlafen.
„Am anstrengendsten finde ich, dass man so eng aufeinanderhockt“, sagt Sanders. „Da können schnell mal Konflikte entstehen.“ Und darum meint die Kadettin, die später an der Bundeswehrhochschule in München studieren will: Am meisten freue sie sich darauf, oben im Takelwerk des Segelschiffes zu sein und den Wind um die Ohren zu haben.