Eine Stadt sucht einen neuen Namen
Das französische Eu ist im Internet nur schwer zu finden.
Eu/Haan. Viele sind schon in Eu gewesen, der kleinen Stadt in der Normandie: Die Römer vor 2000 Jahren, Wilhelm der Eroberer 1050, später möglicherweise auch Richard Löwenherz und Jeanne d’Arc. Doch in letzter Zeit ist der Besucherandrang bestürzend zurückgegangen: Für das vergangene Jahr hatte der Stadtrat rund 24000 Euro Kurtaxe eingeplant, aber nur knapp 8000 Euro sind hereingekommen.
Als Schuldigen für die Tourismusflaute hat die sozialistische Bürgermeisterin Marie-Françoise Gaouyer (59) das Internet ausgemacht. Denn Urlauber planen ihre Ferien immer häufiger digital. Doch wer "Eu" in die Suchmaschine Google eingibt, muss sich erst einmal seitenlang mit der Europäischen Union befassen - tödlich für ein Reiseziel, weil ein potenzieller Urlauber da längst weggeklickt hat.
Nun könnte die seit einem Jahr amtierende Bürgermeisterin Geld zahlen, damit die Stadt in den Suchmaschinen immer ganz vorn unter "Eu" erscheint - das ist aber sehr teuer und wohl auch zu diskret. Madame Gaouyer gefällt die Idee besser, gleich die ganze Stadt umzutaufen. Über die drei Vorschläge Ville d’Eu (Stadt Eu), Eu-le-Château (Eu-Schloss) oder Eu-en-Normandie (Eu in der Normandie) sollen die Bürger demnächst abstimmen.
Die meisten der 8332 Einwohner sind von dem Vorschlag schockiert. Denn ist der Name ihrer Stadt auch kurz, so ist er in Frankreich doch bekannt. Denn Eu gehört zum Standard in Kreuzworträtseln - gern unter der Bezeichnung "normannisches Loch mit zwei Buchstaben". Dann gibt es noch das uralte Scherzlied über den Bürgermeister von Eu, auf französisch Maire d’Eu - was genauso klingt wie Merde (= Sch ...). Möglicherweise weht ja auch daher der Wunsch nach Namensänderung.
Bürgermeisterin Gaouyer hat aber wohl nicht damit gerechnet, dass ihr Plan über die Grenzen des Départements Seine-Maritime hinaus bemerkt und belächelt wird. Jedenfalls erklärte sie jetzt, sie habe die Idee gar nicht offiziell geäußert, und überhaupt komme diese ursprünglich aus dem Tourismusbüro.
Auf der Internetseite der Stadt findet man auch nichts zum Namens-Plan, sondern nur Normal-Kommunales wie den geplanten Ausbau von Wanderwegen und der Abfallwirtschaft.
Ein schnelles Gegenmittel gegen den Touristenschwund wäre der Namenswechsel sowieso nicht. Denn es würde rund fünf Jahre dauern, bis alle rechtlichen und verwaltungstechnischen Hürden genommen sind.
In Haan (Kreis Mettmann), seit 40 Jahren Partnerstadt von Eu, sieht man der Entwicklung gelassen entgegen. Die dortige Grünfläche mit Pavillon heißt ohnehin schon Park Ville d’Eu.