Einlochen mit dem Leder - Die Lifestyle-Sportart Fußballgolf
Leipheim (dpa/tmn) - Dieser Sport könnte dem Kaiser gefallen: Ex-Fußballer Franz Beckenbauer ist begeisterter Golfspieler. Statt einen kleinen Ball mit dem Schläger über das Green zu schießen, kann er beim Fußballgolf sein geliebtes rundes Leder und den Fuß benutzen.
Dieser Sport ist wohl nichts für Tiger Woods. Karohose und Polohemd trägt hier keiner, der Dresscode erlaubt ausgebeulte Trainingsanzüge. Es gibt keine Caddys und Golfcarts, keiner braucht eine Platzreife. Und nicht mit Schlägern wird der Ball über das Green gespielt, sondern mit dem Fuß. Fußballgolf funktioniert ähnlich wie Mini-Golf, nur für Fußballer. Etwa 15 große Anlagen gibt es in Deutschland, eine steht im bayerischen Leipheim.
In der Startaufstellung stehen die Freizeitkicker Marcus, Reiner, Albert und Volker. Sie spielen nicht einen kleinen, weißen Ball, sondern einen normalen Fußball über den Platz. „Nur darf er nicht ganz aufgepumpt sein“, erläutert Bahnbetreiber Thomas Buhl. „Sonst springt er zu stark auf.“ Bahn eins könnte jedem Trainer als Dribbelübung gefallen. An den Seiten behindern große Steine die freien Schussbahn. An ihnen vorbei und am Ende durch eine leichte Rechtskurve muss das Leder fliegen, insgesamt etwa 30 Meter weit.
Anfpiff! Marcus ist am Abschlag. Er schießt den Ball direkt zwischen den beiden Steinen hindurch. Aber hier gibt es keine Bande, die den Ball wie beim Minigolf abprallen lässt. Und Marcus ist kein Ballkünstler wie der Fußballstar Zlatan Ibrahimović, der Bälle in wundersame Flugkurven lenken kann. Marcus' Leder bleibt auf gerader Linie und stoppt bald, statt die Kurve zu nehmen. Sein zweiter Schuss folgt. Er geht drei Meter um die Rechtskurve herum.
Par sind auf dieser Bahn drei Schüsse. Ein Par ist im Golf die Schlagvorgabe, die Besten brauchen nur so viele Versuche bis ins Loch. Wie beim Minigolf darf der Spieler aber mehr Versuche machen.
Zwei Meter sind es noch für Marcus bis zu dem Loch mit Fahne. Beim dritten Schuss kullert der Ball einfach über das Tor im Boden. Marcus reibt sein Gesicht, ist angespannt. Er wird über Par spielen. Alle lachen - wie sie lachen, wenn der Fußballprofi alleine vor dem Torwart steht und es vergeigt. Wie ein Elfmeterschütze fokussiert Marcus den Ball. Konzentration, Marcus schießt, nein, er tippt das Leder nur noch leicht an - und es kullert in das Loch. Tor! Eingelocht!
Wer mehr als neun Versuche auf Bahn eins braucht, kassiert einen Strafpunkt. Der Spieler mit den meisten Punkten am Ende verliert. Frauen und Nicht-Fußballer sind in diesem Sport oftmals besser, weil sie durchdachter spielen, sagt Buhl. Sie dreschen nicht einfach drauf, und sie versuchen meist nicht, mit nur einem Schuss das Hindernis zu überwinden.
Auf der Bahn mit klassischer Torwand etwa nähern sie sich dem Hindernis lieber an. Bis zu dem Punkt, an dem der Ball für den optimalen Schuss durch die Löcher gelegt wird. Die vier Hobbykicker versuchen hingegen den Ball direkt vom Startpunkt aus zu lupfen und auch noch durch die oberen Löcher der Torwand zu schießen. Versuch um Versuch geht daneben.
Dabei ist das noch nicht einmal das Ziel - erst hinter der Torwand beginnt die Annäherung. So nennen Golfer Schläge, die sie möglichst nahe an die Fahne bringen. Dafür müssen sie hier noch den Ball an einem großen Stein am Rand der Bahn vorbeibekommen und dabei nicht zu weit rechts abdriften - dort gibt es einen Bunker. Gleichzeitig gilt es noch eine Linkskurve zu überwinden. Fünf Par braucht ein sehr guter Spieler für diese Bahn, der Laie hat 15 Versuche.
Auch richtige Tore gibt es auf der Anlage - und damit die klassische Elfmetersituation. Doch einen Torwart braucht es hier nicht. Vor dem Netz ist ein kleiner Ring angebracht - genau hier hinein müssen die Fußballgolfer zielen. Die Jungs versuchen es wieder mit dem Schuss im Stil eines WM-Schützen. Direkt vom Start in das Tor soll der Ball, über eine Distanz von etwa 20 Metern - und geht meilenweit daneben.
Aber Albert taktiert. Er versucht nicht gleich in den Ring zu treffen. Er nähert sich an - gut 10 Meter vor dem Tor bleibt sein Ball liegen. Ein schlauer Spielzug. Endspiel! Albert fixiert den Ball. Er verzichtet auf einen langen Anlauf. Zwei Schritte, ein flacher, langsamer Schuss reicht. Von einem Torwart ist schließlich weit und breit nichts zu sehen. Und der Ball landet im Ring!
Eingelocht mit zwei Schüssen auf einer der schwersten Bahnen. Und das ohne Fußballschuhe, die sind hier verboten. Denn das empfindliche, satte Green muss geschützt werden, sagt Buhl. „Stollenschuhe machen den Rasen kaputt.“