Polizei soll Einbrüche vorhersagen
Mit Hilfe verschiedener Daten könnte man Tätern auf die Spur kommen — noch bevor sie zugeschlagen haben.
Düsseldorf. Die Polizei schnappt einen Einbrecher, bevor er zuschlägt — das klingt nach Science-Fiction. Doch Experten des Landeskriminalamtes prüfen, ob solche „vorausschauende Polizeiarbeit“ („Predictive Policing“) auch in NRW genutzt werden kann, um die Einbruchskriminalität erfolgreicher zu bekämpfen.
Die Methode funktioniert ähnlich wie die Wettervorhersage. Verschiedene Daten werden gesammelt, verknüpft und mit Hilfe einer Software ausgewertet. So ergibt sich eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Täter zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ein Verbrechen begehen.
Diese Daten können zum Beispiel Wetterstatistiken, Informationen über Straßen und deren Auslastung oder auch Telefondaten sein. So schlagen Einbrecher eher bei gutem Wetter zu, weil dann weniger Menschen zu Hause sind. Sie vermeiden Staus, um schneller flüchten zu können, oder nutzen ausländische Telefonkarten zur Kommunikation. Werden solche dann in einem Gebiet verstärkt genutzt und passen auch andere Informationen zusammen, schlägt das System Alarm. Dann könnte die Polizeipräsenz in dem Wohngebiet verstärkt und Einbrüche verhindert oder die Täter auf frischer Tat gefasst werden — so die Theorie.
In den USA, aber auch in Australien und den Niederlanden nutzt die Polizei bereits eine solche Methode. „Dort werden Erfolge behauptet“, sagt Wolfgang Beus, Sprecher des Landesinnenministeriums. Um bis zu 25 Prozent soll die Einbruchskriminalität dort zurückgegangen sein. „Wir schauen uns an, was machen die, und lässt sich das auf NRW übertragen. Allerdings stehen wir noch ganz am Anfang“, sagt Beus.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW sieht das Vorhaben „sehr, sehr skeptisch“, wie ein Sprecher auf Nachfrage mitteilt. „Wir sind zwar für eine Vorratsdatenspeicherung unter bestimmten Bedingungen, um schwere Straftaten aufklären zu können. Aber dabei ist uns der Datenschutz wichtig. Wo ist der noch bei dieser Idee?“, hieß es von der GdP.
Auch für das Innenministerium ist der Datenschutz nach eigenen Angaben ein wesentlicher Aspekt. „Es sollen nur Daten ausgewertet werden, die schon vorliegen, nicht etwa welche, die man rechtswidrig erlangt“, sagt Beus. Der Landesbeauftragte für Datenschutz will mit dem Ministerium sprechen und die Umsetzung begleiten. „Wir sind an dem Thema interessiert. Aber es hängt von den Details ab, noch ist ja unklar, was genau erfasst werden soll“, sagte ein Sprecher. So komme es zum Beispiel darauf an, ob personenbezogene oder nur statistische Daten erfasst werden sollen.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt seit Jahren. 2013 hatte es in NRW 54 953 Einbrüche gegeben, 1,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 2007 waren es noch 37 393 gewesen. Die Aufklärungsquote betrug im vergangenen Jahr 13,6 Prozent.