Eizellenspende: Wie alt dürfen Mütter sein?
Medizin: Experten fordern die Erlaubnis für Eizellenspenden in Ausnahmen – aber nicht mit 64 Jahren.
Aschaffenburg. Das Mutterglück einer 64-Jährigen in Aschaffenburg hat die Diskussion über Eizellenspenden neu entfacht. Politiker und Wissenschaftler kritisierten, dass das am Donnerstag gesund zur Welt gekommene Mädchen mit alten Eltern aufwachsen müsse. Sie sprachen sich aber auch für Eizellenspenden in bestimmten Fällen aus.
Die 64-Jährige hatte zuvor mehrere Fehlgeburten erlitten und gilt nun als älteste Gebärende in Deutschland. Sie und ihr gleichaltriger Mann wurden erstmals Eltern, nachdem sich die Frau eine mit den Samen ihres Mannes befruchtete Eizelle einer ihnen unbekannten 25-jährigen Spenderin hatte einsetzen lassen. In welchem Land das geschah, ist unklar. Die Eizellenspende ist in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien und Norwegen verboten, in 15 EU-Staaten ist sie erlaubt.
Nach Einschätzung des behandelnden Arztes der Aschaffenburgerin kostete der Eingriff zwischen 8000 und 12000 Euro. Die Spenderinnen bekommen Medien zufolge rund 900 Euro - und nehmen erhebliche Risiken in Kauf. Der operativen Entnahme der Zelle gehen oft monatelang Hormonspritzen voraus. Nebenwirkungen können Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen, im Extremfall Infarkte, Unfruchtbarkeit oder Nierenversagen sein. Auch für die Empfängerin ist die Behandlung nicht ungefährlich: Bei ihr ist ebenfalls eine Hormonbehandlung notwendig. Vor allem im hohen Alter bergen höheres Gewicht, hormonelle Veränderung und eine Umverteilung des Blutes die Gefahr von Thrombosen und Diabetes. Auch Bluthochdruck und Nierenschäden drohen.
Unisono sprachen sich der Bundesverband der Reproduktionsmedizinischen Zentren, der Transplantationsmediziner Eckhard Nagel vom Nationalen Ethikrat sowie die Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Göttingen dafür aus, Eizellenspenden in Ausnahmefällen zu erlauben - und zwar nur dann. Das könnte laut Klaus Diedrich von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe bei jungen Frauen ohne Eierstöcke geschehen.
Auch die bayerische Familienministerin Christa Stewens (CSU) kritisierte die Aschaffenburger Eheleute. Und die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sagte: "Es gibt ethische Grenzen für das, was technisch machbar ist. Das Kinderkriegen unterliegt immer mehr einem Machbarkeitswahn."
Der Leiter der Forschungsgruppe Prävention und Demenz an der Universität Erlangen-Nürnberg, Wolf Dieter Oswald, sieht durch die späte Elternschaft soziale Probleme auf die Familie zukommen. "Wenn das Kind eingeschult wird, sind die Eltern 70 Jahre alt."