Empörung über Umerziehungscamp für „feminine“ Jungen
Kuala Lumpur. Der Versuch, vermeintlich schwule Teenager mit Militärmärschen und Religionsstunden auf einen staatlich verordneten Pfad der Tugend zu bringen, ist in Malaysia auf Empörung gestoßen.
Die Jungen hätten freiwillig an dem viertägigen Kurs teilgenommen, beteuerten die unter Beschuss geratenen Behörden des konservativen Bundesstaates Terengganu am Donnerstag.
Die Behörden blieben trotz scharfer Kritik aus dem Frauenministerium in Kuala Lumpur stur: Es werde weitere Camps der Art geben. Homosexualität ist in dem mehrheitlich muslimischen Malaysia verboten und wird mit 20 Jahren Haft bestraft. Das viertägige Lager besuchten diese Woche 57 Teenager zwischen 13 und 18 Jahren, die nach Ansicht ihrer Lehrer „weibisches“ Verhalten an den Tag gelegt hatten.
Was damit genau gemeint war, blieb unklar. Die Jungen bekamen Religionsunterricht, mussten im Gleichschritt marschieren lernen, durch den Dschungel wandern und mit Spritzpistolen schießen üben. „Das dient der Charakterbildung“, sagte der Erziehungsminister des Bundesstaates, Razali Daud, der Zeitung „New Straits Times“. „Wir hoffen, dass die Jungen physisch und mental stärker werden.“
Andere Behördenvertreter waren deutlicher: Man wolle verhindern, dass die Jungen später schwul oder bisexuell werden. Die Familienministerin in Kuala Lumpur zeigte sich empört. Solche Camps könnten die Kinder nur traumatisieren, sagte Shahrizat Abdul Jalil. Die Menschenrechtsgruppe „Joint Action Group for Gender Equality schrieb: „Diese Jungen werden dafür bestraft, dass sie ihre Persönlichkeit und Identität ausdrücken.“