Endlich ist die Sonne da!
Wir hatten alles: Dunkelheit, Regen und Nässe, monatelang. Nur Sonne gab es nicht. Jetzt meldet sie sich zurück. Und wir freuen uns auf eine sagenhaft sonnenreiche Woche.
Düsseldorf. Unsere Sonne ist etwa 4,5 Milliarden Jahre alt. Noch einmal so lange wird es laut Wissenschaft dauern, bis sie erlischt. Das mag man für beunruhigend halten (Huch! Und was dann?), ist dann aber doch noch ziemlich lange hin. Allein wenn man einmal bedenkt, wie lange wir es gerade erst in den vergangenen Monaten fast ohne Sonne aushalten mussten — und wie lang uns allein diese finstere Zeit schon vorgekommen ist! Jetzt aber ist sie zurück: die Sonne. Willkommen!
Etwa 30 Sonnenstunden wird uns die laufende Woche bescheren, Mittwoch wird dabei der schönste Tag sein, mit etwa neun Stunden Sonne. Allein der Freitag ist mit 90-prozentiger Regenwahrscheinlichkeit das schwarze Schaf der Woche, kann aber noch einem schwungvollen Altweiberfest am Donnerstag vorzugsweise auch getrost im trauten Heim verbracht werden. Wer braucht nach Altweiber schon übertriebene Sauerstoffzufuhr und UV-Licht?
Damit ist er vorbei, der Frust-Winter. Und auch der dunkle Januar. Viel Regen und sehr mild, aber nur 22 Sonnenstunden hielt der Januar im gesamten Monat in NRW bereit. In Köln gab es im Dezember nur 9,1 Sonnenstunden, in der oberbergischen 20 000-Einwohner-Stadt Wipperfürth nach Angaben des deutschen Wetterdienstes sogar nur 1,3 Sonnenstunden — nirgendwo in der Republik war weniger natürliches Licht.
Der Dezember war noch schlimmer: 11,5 Sonnenstunden im Schnitt, der tiefste Wert seit 1993. Und schon von September an war es ungewöhnlich dunkel geblieben. Kurzum: Ohne Sonne hat mental zu häufig der Frust regiert. Das wird jetzt pünktlich zum Höhepunkt der närrischen Saison anders: Die laufende Woche wird also nun deutlich sonniger als der gesamte Januar.
Acht Stunden Sonne an Altweiber — da lassen sich die angekündigt kalten Temperaturen von minus 6 bis minus 1 Grad doch durchaus aushalten. Noch dazu mit der Erinnerung an das vergangene Jahr, wo Regen, Sturm und Orkan manche Party beendeten, obwohl die noch gar nicht richtig angefangen hatte. Wer an Karneval flirten möchte, hat vermutlich in diesem Jahr außergewöhnlich gute Chancen: Flirtversuche sind an sonnigen Tagen Erfolg versprechender als an trüben — vielleicht ist das im Karneval aber auch komplett wetterunabhängig.
Bei anfälligen Menschen reagiert der Hormonhaushalt auf die dauernde Dunkelheit. Der Körper produziert dann mehr vom Schlafhormon Melatonin und weniger vom Glückshormon Serotonin. Die Folge: der Rhythmus gerät aus dem Takt, schlechte Laune, Müdigkeit. Mit dem UV-Licht Sonne kann der menschliche Körper wieder in ausreichendem Maße Vitamin D herstellen. „Wir brauchen etwa 20 bis 30 Minuten Sonnenlicht pro Tag“, sagt Andreas Savelsbergh, Dozent für Biochemie an der Universität Witten/Herdecke. Dann müsste allerdings der gesamte Körper UV-Licht abbekommen, nicht nur das Gesicht. Wenn man also nicht nackt bei Minustemperaturen durch die Straßen flanieren möchte, kann man mit Nahrung nachhelfen: fettige Fische wie Hering, Sardine und Lachs, Avocado, Eier — oder Lebertran. Zugegeben: attraktiv geht anders.
Denken wir erst einmal pragmatisch: Mit Sonne am Morgen ist das Kratzen der Windschutzscheibe nicht mehr so lästig. Mag es auch frieren: Scheint die Sonne auf die Windschutzscheibe des Automobils, ist nicht mehr rohe Gewalt des Fahrzeughalters gefragt, sondern nur noch lässiges Abwischen mit sonnigem Lächeln unter den Augen der Nachbarschaft.
Kaum scheint die Sonne, gehen im Büro oder in der Redaktion die Rollos runter: Weil die Sonne auf den Bildschirm blendet! Was folgt, ist der berechtigte Protest der Mitautorin: Wer über zu wenig Sonne meckert, sollte sie nicht aussperren, sobald sie anklopft. Berechtigte Kritik! Auch wenn man jetzt nicht mehr lesen kann, was man da schreibt (genau so entstehen diese Druckfehler, die Sie, liebe Leser, so gerne finden!), lassen wir das Rollo nicht mehr runter: Hauptsache Sonne.
„Sommer, Sonne, Sonnenschein, zieh ich mir furchtbar gerne rein“ sangen 1992 „die Fantastischen Vier“ und gaben damit mental die freudige Richtung vor, die zum Beispiel „Rosenstolz“ in musikalische Verse voller Sonnen-Sehnsucht verarbeitet hat: „Gib mir Sonne, gib mir Wärm. Gib mir Licht, all die Farben wieder zurück. Verbrenn den Schnee, das Grau muss weg. Schenk mir ‘n bisschen Glück.“ Oder wie es Ingeborg Bachmann in ihrem Gedicht „An die Sonne“ so wundervoll getextet hat: „Nichts Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.“ Also: Rausgehen, warm anziehen, Sonne genießen und den Frust der dunklen Tage hinter sich lassen. Schließlich haben wir sie nur noch rund 4,5 Milliarden Jahre: die segensreiche Sonne.