Erdloch in Florenz: Schrecksekunde am Ponte Vecchio
Florenz (dpa) - Schreckmoment für Autobesitzer in Florenz: Mitten im Zentrum der toskanischen Kunstmetropole ist eine Straße abgesackt und hat die dort parkenden Autos mehrere Meter in die Tiefe gerissen.
In das etwa 200 Meter lange und sieben Meter breite Loch direkt vor der weltberühmten Brücke „Ponte Vecchio“ rutschten am frühen Mittwochmorgen insgesamt 20 Fahrzeuge, darunter Medienberichten zufolge auch der Wagen eines Ehepaars aus Deutschland. Die Autos blieben anschließend in Wasser- und Schlammmassen liegen und mussten später mit schwerem Gerät zurück auf die Straße gehoben werden. Die Zeitung „La Repubblica“ bezeichnete den massiven Asphaltkrater als „Narbe zwischen den Schätzen, die die ganze Welt bewundert“.
Die eingebrochene Straße verläuft entlang des Flusses Arno und befindet sich gleich gegenüber den Uffizien, in denen unter anderem „Die Geburt der Venus“ von Renaissance-Meister Botticelli zu sehen ist. „Das ist einfach schrecklich. Wenn das später am Tag passiert wäre, dann hätte es eine Tragödie gegeben“, sagte der deutsche Direktor des Museums Eike Schmidt. „Auf gewisse Weise haben wir noch Glück gehabt.“ In den Uffizien sowie in anderen Teilen der Stadt wurde die Wasserversorgung unterbrochen.
„Es gibt keine Verletzten, aber Schäden, große Schäden“, sagte Bürgermeister Dario Nardella. „Es handelt sich um ein sehr großes Erdloch.“ Der Schaden werde auf etwa fünf Millionen Euro geschätzt, schrieb die Zeitung „Il Messagero“.
Viele Schaulustige und Touristen nutzten die Gelegenheit, die im Schlamm feststeckenden Autos und das Erdloch von der anderen Seite des Arno fotografisch festzuhalten. Einige der Fahrzeuge mussten mit Hilfe von zwei Kränen aus dem Schlamm gezogen werden, andere wurden mit Abschleppwagen herausgeholt.
Die Ursache für das Desaster soll ein Leck in einem unter der Straße verlaufenden 70 Zentimeter dicken Wasserrohr gewesen sein, durch das der darüber liegende Asphalt aufgebrochen wurde. Das Rohr soll 50 Jahre alt gewesen sein. Kritische Stimmen monierten am Donnerstag, dass Florenz - ähnlich wie Venedig - mittlerweile nur noch auf eine möglichst große Zahl von Touristen abziele. Während immer mehr Einwohner die Stadt verließen, fließe ein Großteil der Gelder der Stadt in immer neue Großprojekte für Besucher, statt in die Instandhaltung der Infrastruktur investiert zu werden.
Die Bürger wurden dazu aufgerufen, die Straßen auf der linken Seite des Arno vorerst zu meiden. Mehrere Häuser wurden aus Sicherheitsgründen zeitweise evakuiert. Nardella betonte aber, dass „keine Gefahr“ für die Gebäude bestünde. Die Menschen in Florenz seien in „absoluter Sicherheit“, versicherte der Bürgermeister.