Ermittler sprengen weltweit aktiven Kinderporno-Ring
Washington (dpa) - US-Kriminalbehörden haben nach eigenen Angaben einen weltweit operierenden Kinderporno-Ring ausgehoben. In einem ersten Schlag gegen das Netzwerk wurden 14 Männer angeklagt, die eine Internetseite mit mehr als 27 000 Abonnenten in aller Welt betrieben hatten.
Das sagte Heimatschutzminister Jeh Johnson am Dienstag (Ortszeit) in Washington sagte. Die Verdächtigen hätten ihre teilweise sehr jungen Opfer ausgetrickst und genötigt, um an Nacktbilder von ihnen zu kommen. International könnte es zu weiteren Festnahmen kommen.
Bei dem Hauptdrahtzieher handele es sich um einen 27-Jährigen aus dem US-Staat Louisiana. Er sei bereits im vergangenen Jahr festgenommen worden und müsse nun mit einer 20-jährigen Haftstrafe rechnen. Der Mann habe gestanden, in sozialen Netzwerken falsche Profile von Frauen oder Mädchen angelegt zu haben. Mit Hilfe dieser Identitäten habe er zumeist Jungen sexuell ausgebeutet, so die Ermittler. Allerdings fanden sich auf der Seite auch Bilder sehr kleiner Kinder.
Auch seine mutmaßlichen Mittäter hätten ihre Opfer auf diese Weise in die Falle gelockt. „Unsere Behörde beobachtet eine zunehmende Entwicklung, in der Kinder im Internet von Erwachsenen überredet oder gezwungen werden, sexuell eindeutiges Material von sich zu machen“, sagte der stellvertretende Direktor der Zoll- und Einwanderungsbehörde (ICE), Daniel Ragsdale.
Alle 14 Angeklagten müssen sich vor der Justiz wegen der Ausbeutung von Kindern verantworten. „Diese mutmaßlichen Täter beuteten die unschuldigsten, verletzlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft aus - ohne Rücksicht auf die unmittelbaren oder bleibenden Schäden, die sie ihren Opfern und deren Familien bereitet haben“, sagte Johnson.
Es sei wahrscheinlich, dass im Zuge der laufenden „Operation Round Table“ (Runder Tisch) auch in anderen Ländern weitere Festnahmen folgen würden: Gegen 150 Mitglieder der Seite in den USA und 150 weitere im Ausland liefen Ermittlungen. Die Untergrund-Website sei von Juni 2012 bis Juni 2013 aktiv gewesen, bis sie von den Behörden geschlossen worden sei.
Auf der Internetseite, die laut den Ermittlern nur über eine spezielle Software zugänglich war, konnten mehr als 2000 Videos unbekleideter Minderjähriger abgerufen werden. Rund 250 Opfer aus mehreren Ländern seien identifiziert worden. 228 davon stammten aus den Vereinigten Staaten, die anderen aus Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Australien und Belgien. Die jüngsten seien drei Jahre alt oder jünger gewesen. Bei acht der Opfer habe es sich um Mädchen gehandelt.
Die Ermittlungen hatte das Ministerium zusammen mit der Zollbehörde ICE, der Staatsanwaltschaft in Louisiana und Ermittlern der Postbehörde USPIS durchgeführt. „Niemals zuvor in der Geschichte dieser Behörde wurden so viele Opfer im Zuge einer einzigen Ermittlung identifiziert und lokalisiert“, sagte Ragsdale.
In Deutschland hatte jüngst die Affäre um den ehemaligen SPD-Politiker Sebastian Edathy eine neue Debatte über das Thema Kinderpornografie im Internet ausgelöst. Sein Name war am 15. Oktober der Polizei im niedersächsischen Nienburg in Beweismaterial zu einem Fall aus Kanada aufgefallen - dabei ging es um ein Portal, bei dem auch kinderpornografische Filme und Bilder bestellt werden konnten. Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte das Material zu etwa 800 deutschen Kunden schon 2011 erhalten.