Prozess in Paris Erster Polizist wegen Gewalt gegen "Gelbwesten" in Paris verurteilt
Paris · Gut ein Jahr nach dem Höhepunkt der "Gelbwesten"-Proteste in Frankreich ist erstmals ein Polizist wegen Gewaltanwendung schuldig gesprochen worden. Der 44-Jährige hatte einen Stein gegen Demonstranten geworfen.
Ein Pariser Gericht verurteilte den 44-Jährigen am Mittwoch zu zwei Monaten Haft auf Bewährung. Er hatte bei der Kundgebung am 1. Mai einen Pflasterstein in Richtung von Demonstranten geworfen.
Das Gericht blieb damit unter der Forderung der Staatsanwaltschaft von drei Monaten Haft auf Bewährung. Der Polizist hatte in dem Prozess ausgesagt, er habe den Stein "aus Angst" vor den Krawallen geworfen.
Der Mann ist in Toulouse im Südwesten Frankreichs stationiert und war für die Maikundgebung nach Paris beordert worden. Der Beamte war auf Videoaufnahmen zu erkennen, die tausendfach in Online-Netzwerken geteilt wurden. Ob durch den Stein Menschen verletzt wurden, ist nicht zu sehen.
Es war die erste interne Untersuchung der Polizei zu den "Gelbwesten"-Protesten, die in einen Prozess mündete. Medien zufolge wurden dagegen bereits mehr als 3000 "Gelbwesten" wegen Gewalt verurteilt. Geplant ist außerdem ein zweiter Prozess gegen einen Polizisten, der bei der Maikundgebung einen Demonstranten geohrfeigt hatte.
Die "Gelbwesten" werfen der Polizei seit Beginn der landesweiten Proteste am 17. November 2018 massive Gewalt vor. Die Regierung hat den Sicherheitskräften den Einsatz von Gummimunition erlaubt, die in weiten Teilen der EU verboten ist. Nach unabhängigen Zählungen erlitten dadurch hunderte Menschen Kopfverletzungen, mehr als 20 weitere verloren ein Auge.