Erster Schweinegrippe-Toter auf Mallorca

Hamburg. In Spanien sind am Donnerstag ein Mann und eine Frau an der Schweinegrippe gestorben. Die Zahl der Toten in diesem Land ist damit auf vier gestiegen. In Bayern wurde eine Schule geschlossen, weil bei mehreren erkrankten Schülern der Verdacht auf Schweinegrippe bestand.

Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte in Deutschland bislang insgesamt 834 Krankheitsfälle. Nach Informationen von "Welt online" will die Bundesregierung im kommenden Herbst zunächst rund 22,5 Millionen Menschen gegen die Schweinegrippe impfen. Dazu gehören vor allem Beschäftigte des Gesundheitswesens und Risikopatienten mit bestimmten Krankheiten.

Die Kosten in Höhe von 600 Millionen Euro sollten die Krankenkassen tragen. Wie das Gesundheitsministerium in Madrid am Donnerstagabend mitteilte, handelte es sich bei einem der Opfer um einen 71 Jahre alten Mann, der in einem Krankenhaus der Hauptstadt lag. Zuvor war der erste Schweinegrippe-Todesfall auf Mallorca bekanntgeworden.

Dort starb eine 33 Jahre alte Nigerianerin. Die Frau lag seit dem 12. Juli in einem Krankenhaus in Palma. Nach der Infektion mit dem H1N1-Virus seien bei ihr Komplikationen aufgetreten, hieß es. Zuvor waren in Spanien eine 20-jährige Marokkanerin in Madrid und ein 41 Jahre alter Spanier auf Gran Canaria an den Folgen einer H1N1- Infektion gestorben.

Insgesamt wurden in ganz Spanien bislang rund 1200 Schweinegrippe-Fälle gemeldet, neun davon auf den Balearen: Sechs auf Mallorca, zwei auf Ibiza und einer auf Menorca. Die Behörden Mallorcas hatten Berichte zurückgewiesen, wonach sich mehrere deutsche Touristen auf der Insel mit der Schweinegrippe infiziert haben.

Das H1N1-Virus zirkuliere weltweit, sagte eine Sprecherin des balearischen Gesundheitsministeriums in Palma der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Es handelt sich um eine Pandemie. Es kann daher nicht behauptet werden, dass sich die Urlauber auf Mallorca angesteckt haben", fügte sie mit Blick auf die mehrtägige Inkubationszeit hinzu.

"Sie können sich ebenso gut in Düsseldorf, Berlin oder Großbritannien infiziert haben." Behörden von mindestens fünf Bundesländern hatten seit Anfang Juli von infizierten Mallorca- Rückkehrern berichtet. Das Landratsamt in Starnberg, das die Schließung des bayerischen Gymnasiums anordnete, erklärte am Donnerstag, die Erkrankung habe sich zunächst in einer Gruppe englischer Gastschüler ausgebreitet.

Ein Schnelltest habe ergeben, dass es sich bei der Infektion voraussichtlich um das Schweinegrippevirus handele. Ein endgültiges Ergebnis werde an diesem Freitag erwartet. Der Unterricht solle an dem Gymnasium bis einschließlich 24. Juli ausfallen. Nach Auskunft von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kann sich jeder Bürger gegen Schweinegrippe impfen lassen.

"Wenn jemand geimpft werden möchte, wird das auch gemacht. Aber es kann sein, dass es bis dahin etwas dauert", sagte die Ministerin der "Passauer Neuen Presse" vom Donnerstag. Nach Angaben von "Welt online" wird der Impfstoff jedoch "aller Voraussicht nach nicht auf dem Arzneimittelmarkt verfügbar sein".

Die Impfungen sollten vom öffentlichen Gesundheitsdienst organisiert werden. Wenn der Impfstoff an die Bundesländer ausgeliefert sei, werde er "voraussichtlich in der Verfügungsgewalt der Länder verbleiben", heiße es im Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums für eine Rechtsverordnung. Pro Impfung kalkuliere das Gesundheitsministerium mit Kosten für den Impfstoff von neun Euro und für die Dienstleistungen mit jeweils fünf Euro.

Die Menschen, die zuerst geimpft werden sollten, würden laut dem Verordnungsentwurf von ihrer Krankenkasse benachrichtigt werden, schreibt "Welt online". Ministerin Schmidt erläuterte: "Wir rechnen damit, dass im September, spätestens im Oktober die ersten Impfdosen ausgeliefert werden. Dann wird unverzüglich mit dem Impfen begonnen." Zunächst sollten 30 Prozent der Bevölkerung geimpft werden können.

"Wenn weitere Bestellungen notwendig sind, werden wir das entscheiden." Die Impfung sei ein Angebot und damit freiwillig. "Wer Grippesymptome bemerkt, sollte sofort zum Arzt gehen", mahnte Schmidt. Patienten sollten besonders auf Hygiene achten, um andere zu schützen. "Das bedeutet zum Beispiel: Nicht in die Hände niesen! Taschentücher benutzen! Oft die Hände waschen, mit Seife!"

Die Ausbreitung der neuen Grippe in Deutschland sei ernst zu nehmen. "Aber es gibt keinen Grund zur Panik." Der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts, Reinhard Burger, nannte die geplante Massenimpfaktion den "einzig richtigen Schritt", der Gefahr zu begegnen. Er warnte davor, die Schweinegrippe zu verharmlosen.

"Wir müssen dieses neue Virus sehr ernst nehmen", sagte der 60-Jährige den "Stuttgarter Nachrichten" (Freitag). Weltweit sind nach Auskunft der EU-Seuchenbehörde ECDC 126 000 Schweinegrippe-Fälle registriert, 667 Patienten starben.