EU mahnt: Impfstoff gegen Schweinegrippe fair verteilen

Pandemie: Brüssel stellt sich auf eine rasante Verbreitung ein.

Brüssel. Die Schweinegrippe breitet sich in Europa so rasend schnell aus, dass sich die EU-Kommission im Kampf gegen das H1N1-Virus auf die nächste Stufe vorbereitet. "Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Infizierten und der Todesfälle in der Urlaubs-Saison noch steigen wird", sagte EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou am Mittwoch in Brüssel.

Derzeit verzeichnet die EU-Gesundheitsbehörde ECDC rund 17000 Infektionen und 33 Tote - vor allem in Großbritannien und Spanien. Vassiliou forderte, dass sich die 27 EU-Mitgliedstaaten eng abstimmen, damit der Impfstoff gegen das neue Virus fair auf die Länder verteilt werden kann. Dieser wird voraussichtlich erst im Herbst zur Verfügung stehen und zunächst nicht für alle EU-Bürger reichen.

Große Länder wie Deutschland oder Großbritannien haben sich bei den Pharmafirmen vertraglich genügend Impfstoff reserviert, andere könnten leer ausgehen. Die Kommission zählt rund 60 Millionen Menschen zur Risikogruppe, die sofort versorgt werden muss - das sind vor allem Ärzte und Pfleger, ältere Menschen und chronisch Kranke.

Auch Reisebeschränkungen schließt die Brüsseler Behörde langfristig nicht aus. Spätestens im Oktober wollen sich die EU-Gesundheitsminister auf eine gemeinsame Strategie festlegen.

Europaweit grassiert die neue Grippe derzeit am heftigsten in Großbritannien. Dort erwarten die Gesundheitsbehörden in den kommenden Wochen mehr als 50000 Neuerkrankungen pro Woche. Schlimmstenfalls könnten sich ein Drittel der Gesamtbevölkerung und die Hälfte der Kinder mit dem Virus infizieren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, notfalls auch Schulen zu schließen, sollte sich die Lage weiter zuspitzen. Nach einer Studie britischer Wissenschaftler könnte dadurch die Zahl der Neuinfektionen um 13 bis 17 Prozent gesenkt werden.