Ex-Kollege erschießt zwei Journalisten während Live-Interview

Moneta (dpa) - Im US-Bundesstaat Virginia hat ein früherer Kollege eine TV-Journalistin und einen Kameramann während eines Live-Interviews erschossen und die Tat gefilmt.

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Die Reporterin des Senders WDBJ7 interviewte in einem Shopping-Center von Moneta eine Frau, als plötzlich Schüsse fielen. In einem Video sind etwa ein Dutzend Schüsse und Schreie zu hören. Journalistin Alison Parker wurde 24, Kameramann Adam Ward 27 Jahre alt.

Beim Versuch, sich das Leben zu nehmen, verletzte sich der 41-jährige Verdächtige schwer. Er kam in sehr kritischem Zustand in ein Krankenhaus, starb aber später, wie der zuständige Sheriff bekanntgab. Der Schwerverletzte war auf der Schnellstraße I66 gefasst worden, fast 280 Kilometer entfernt vom Tatort. Er war vor einiger Zeit von WDBJ gefeuert worden.

Die interviewte Frau, eine Vertreterin der lokalen Handelskammer, wurde in den Rücken geschossen und kam ins Krankenhaus. Ihr Zustand sei stabil.

In einem Schreiben an den TV-Sender ABC verwies der 41-Jährige als mögliches Motiv auf das Massaker eines weißen Rassisten im Juni in einer Kirche in Charleston, bei dem neun Afro-Amerikaner ums Leben kamen. Er fühle sich als Schwarzer und Homosexueller verfolgt und sprach von einem „Rassenkrieg“, hieß es in dem 23-seitigen Schreiben, das ABC als ein „Manifest“ bezeichnete.

Der Schütze filmte die Erschießung der beiden Menschen und verbreitete Bilder anschließend auf Facebook und Twitter. „Ich habe die Schüsse gefilmt, siehe Facebook“, war in seinem Account zu lesen. Das Video dauert insgesamt eine Minute. Die Bilder wurden in beiden Netzwerken rasch entfernt.

„Alison hat rassistische Kommentare gemacht“, twitterte er nach der Tat. Anscheinend beschwerte er sich auch darüber, dass die Journalistin angestellt und er nicht weiterbeschäftigt worden sei.

WDBJ-Manager Jeff Marks sagte Fox News, der 41-Jährige sei ein schwieriger Mensch gewesen, mit dem man nicht gut habe zusammenarbeiten können. Er habe sich schlecht behandelt gefühlt, an seinen Vorwürfen sei aber nichts dran gewesen. Er habe zwei Jahre für den Sender gearbeitet.

Das Weiße Haus sprach von einer schrecklichen Tat. Dieser Zwischenfall zeige erneut, wie dringend der Kongress eine Verschärfung der Waffengesetzgebung angehen müsse, sagte Sprecher Josh Earnest.

Der Sender ABC erhielt nach eigenen Angaben ein 23-seitiges Fax von jemandem mit dem Namen des Mannes. ABC bezeichnete das Fax als „eine Art Manifest“ und übergab es den Behörden.

Die Journalistin Parker, die vor etwa vier Jahren als Praktikantin bei dem Sender begann, sei dort ein „Rockstar“ gewesen, sagte ihre Kollegin Kimberly McBroom. Kameramann Ward war mit einer weiteren Mitarbeiterin des Senders verlobt, die beiden wollten bald heiraten. „Wir stehen alle unter Schock“, sagte Nachrichtensprecherin Jean Jadhon. Im Studio höre man die Mitarbeiter weinen. „Wir lieben Euch, Alison und Adam“, twitterte der Sender.

„Uns bricht das Herz“, sagte WDBJ7-Manager Jeff Marks. „Dies ist ein schrecklicher Tag für unsere Family und die Gemeinde, der wir dienen“, schrieb Meteorologe Brent Watts auf Twitter.

Unmittelbar nach der Tat wurden umliegende Schulen abgeriegelt, wie der Schulbezirk Bedford County auf Facebook mitteilte. „Dies ist eine von Strafverfolgern empfohlene Vorsichtsmaßnahme“, hieß es. „Die Sicherheit unserer Schüler und Mitarbeiter liegt heute Morgen über allem anderen.“ Auch zahlreiche Straßen in der Umgebung waren gesperrt worden.